Cameron Abadi spricht mit dem Harvard-Philosophen Michael Sandel über dessen Kritik am liberalen Neutralitätsanspruch und deren Verbindung zur heutigen post-liberalen Bewegung. Sandel plädiert für eine „Pluralism of engagement“, die moralische Überzeugungen nicht aus dem öffentlichen Diskurs verbannen, sondern kontrovers aushandeln will. Er sieht zwei Hauptstränge des Post-Liberalismus: die Ablehnung liberaler Werteneutralität bei ethischen Fragen sowie die Revolte gegen die neoliberale Marktlogik, die soziale Anerkennung an Bildungsabschlüsse knüpft und Arbeiter:innen entwertet. Sandel warnt, dass das liberale Tabu, über den „common good“ zu streiten, ein Vakuum geschaffen habe, das von Rechtspopulismus, Fundamentalismus und exclusionärem Nationalismus ausgefüllt werde. Der Dialog bleibt durchgehend sachlich; Abadi konfrontiert Sandel mit der Gefahr, dass post-liberale Kräute unter Trump Macht missbrauchen, und fragt, wie Demokraten patriotische Solidarität ohne Ausschlüsse neu erzählen können.