Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski diskutieren in dieser Folge des Psychologie-Podcasts „So bin ich eben!“ das Thema „Aufgeben oder Loslassen“. Sie beleuchten, wie Menschen zwischen Bequemlichkeit, Angst und der sogenannten „versunkenen Kosten Falle“ (Cost Fallacy) stehen bleiben und warum es oft schwer fällt, sich für einen Neuanfang zu entscheiden. Anhand persönlicher Beispiele und Hörerfragen zeigen sie auf, wie man zwischen sinnvollem Durchhalten und notwendigem Loslassen unterscheiden kann. Dabei thematisieren sie auch emotionale Blockaden, Identifikation mit Zielen und die Angst vor dem Alleinsein oder Scheitern. ### Die „versunkene Kosten Falle“ hält Menschen in unglücklichen Situationen Stahl und Klaschinski erklären, dass Menschen oft nur deshalb in Beziehungen, Jobs oder Projekten verharren, weil sie bereits viel Zeit, Energie oder Geld investiert haben. Diese sogenannte „Cost Fallacy“ verhindere, dass rationale Entscheidungen getroffen werden. Stahl bringt ein Beispiel: „Stell dir vor, du gibst nicht auf, investierst weitere fünf Jahre, dann sind die Kosten noch viel höher.“ ### Loslassen fällt besonders schwer, wenn Identität und Sehnsucht betroffen sind Besonders schwierig sei das Loslassen, wenn Menschen sich stark mit einem Lebensentwurf identifizieren – etwa dem Wunsch, eine bestimmte Person zu lieben oder ein Künstler zu sein. Klaschinski beschreibt: „Je mehr ich identifiziert bin mit meiner Person… desto schwerer fällt es, das loszulassen, weil ich mir eine ganz neue Identität suchen muss.“ ### Menschen bleiben oft aus Angst vor unangenehmen Gefühlen in Situationen Viele Entscheidungen würden nicht aus Liebe oder Sinnhaftigkeit getroffen, sondern aus Vermeidung von Angst, Schuld oder Einsamkeit. Stahl erklärt: „Dann lieber den täglichen Streit der Beziehung… als das Gefühl plötzlich wieder allein dazustehen.“ ### Körperliche Symptome und emotionale Erschöpfung sind Warnsignale Ein deutliches Zeichen für notwendiges Loslassen sei, wenn Menschen sich dauerhaft erschöpft, traurig oder krank fühlen. Klaschinski ergänzt: „Der eigene Stresspegel sinkt deutlich, sobald man sich auch nur vorstellt, diese Sache loszulassen.“ ### Growth Mindset kann Loslassen als Lernprozess umdeuten Das sogenannte „Growth Mindset“ helfe dabei, Rückschläge nicht als Scheitern, sondern als Entwicklung zu sehen. Stahl betont: „Du handelst aus freiem Willen… nicht aus Angst oder aus Schuldgefühlen.“ ## Einordnung Die Episode bietet eine einfühlsame, aber auch handlungsorientierte Auseinandersetzung mit einem psychologischen Alltagsthema. Stahl und Klaschinski gelingt es, komplexe psychologische Konzepte wie „Cost Fallacy“, „Growth Mindset“ oder „Vermeidungsverhalten“ auf konkrete Lebenssituationen zu übertragen – ohne dabei belehrend zu wirken. Besonders gelungen ist die Balance zwischen persönlichen Anekdoten, Hörerfragen und psychologischer Fachkenntnis. Kritisch anzumerken ist, dass einige Empfehlungen – etwa die Unterscheidung zwischen „Therapeut:innen-Rolle“ und „Freundschaft“ – in der Praxis weniger klar sein mögen, als hier dargestellt. Auch bleiben strukturelle Faktoren (z. B. finanzielle Abhängigkeit, sozialer Druck) teilweise unterbelichtet. Insgesamt ist die Folge jedoch eine unterhaltsame und hilfreiche Orientierung für Menschen in Entscheidungsphasen – mit dem nötigen Respekt vor der Komplexität menschlicher Emotionen. Hör:empfehlung: Ja – besonders für Menschen, die sich in einer Entscheidungsphase zwischen Durchhalten und Loslassen befinden.