In dieser Episode von "Die Dunkelkammer" geht es um die Machenschaften des früheren Lobbyisten Peter Hochegger und seiner engen Verbindung zu Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Hochegger beschreibt detailliert, wie er mit seinem Partner Walter Meischberger gezielt Gesetzesinitiativen beeinflusste, um das Online-Glücksspielmonopol in Österreich zugunsten des Konzerns Novomatic zu öffnen. Dabei entstand ein „Masterplan“, der vorsah, dass die staatliche Telekom Austria als Türöffner für Novomatic fungiert. Hochegger gibt an, gleichzeitig für das Finanzministerium, die Telekom und Novomatic gearbeitet zu haben – ein klarer Interessenkonflikt. Der Gesetzesantrag, der das Monopol hätte aufweichen sollen, wurde laut Hochegger von Novomatic formuliert und über die ÖVP und das BZÖ ins Parlament geschickt. Das Vorhaben scheiterte letztlich an einem Praktikanten, der den Entwurf zufällig entdeckte und seinen Vater informierte. Weitere Themen sind die Gründung der gemeinsamen Beratungsfirma Valora Solutions, in die Grasser nach seinem Ausscheiden aus der Politik einstieg, sowie dubiose Provisionen aus diversen Privatisierungsgeschäften. Hochegger bestätigt indirekt, dass Grasser von diesen Deals profitierte, ohne dass dies belegt wäre. Auch die Rolle der Freimaurerloge „Zukunft“, in der Hochegger bis 2012 Mitglied war, wird angerissen – allerdings vage und verschwommen. ### 1. Novomatic plante Aufbruch des Glücksspielmonopols mit Hilfe von Politik und PR Hochegger schildert, wie Novomatic 2005 das Online-Glücksspielmonopol brechen wollte. Die Strategie: Telekom Austria als Joint-Venture-Partnerin aufbauen, um beim Finanzminister Karl-Heinz Grasser durchdrücken zu können. „Wenn die Telekom kommt und sagt, wir haben ein Joint Venture mit der Novomatic … dann kann der Herr Minister sagen, okay, das schaue ich mir an.“ ### 2. Studie mit vorher feststehendem Ergebnis diente als politische Legitimation Das Finanzministerium ließ intern berechnen, dass ein zweites Lizenzmodell mehr Steuern bringt. Das Ergebnis sei „natürlich bekannt“ gewesen, sagt Hochegger, weil „logisch“ sei: „wenn ich ein Monopol aufbreche und zwei Anbieter mache.“ Die Präsentation solle Grasser intern decken. ### 3. Gesetzesentwurf stammte aus Novomatic und landete über Parteien im Parlament Den Text für die geplante Verordnungsänderung habe Novomatic selbst verfasst, berichtet Hochegger. Über Mitarbeiter seiner Agentur sei der Entwurf an ÖVP- und BZÖ-Klubs übermittelt worden. „Die Texte sind dort schon hingeschickt worden. Alle waren dafür.“ ### 4. Scheitern durch Zufall: Praktikant entdeckte Vorlage und alarmierte Lotto-Chef Ein Mitarbeiter des Parlamentsausschusses – Sohn des damaligen Lotto-Chefs Leo Walner – stieß zufällig auf die Papiere. Walner mobilisierte Abgeordnete, der Antrag wurde auf nach der Wahl vertagt und kam nie mehr zur Abstimmung. ### 5. Grasser soll über Valora-Solutions-Gesellschaft indirekt von Deals profitiert haben Nach Grassers Ausscheiden aus der Politik gründeten Hochegger, Meischberger und Grasser die Beratungsfirma Valora Solutions. Mehrere Millionenprojekte (Post-Börsengang, Mobilfunkverkauf Bulgarien) sollen dem Trio lukrative Provisionen eingebracht haben, die teils über ein Nummernkonto liefen. Grasser bestreitet bislang jede unrechtmäßige Zahlung. ### 6. Freimaurerloge diente als zusätzliches Netzwerk, blieb aber weitgehend folgenlos Hochegger war von 1999 bis 2012 Mitglied der Wiener Loge „Zukunft“. Er beteuert, geschäftlich kaum Nutzen gezogen zu haben; lediglich vereinzelte Einladungen zu Ausschreibungen sehen seine Gesprächspartner als möglichen Vorteil. Details über interne Strukturen oder Einflusswege verweigert er. ## Einordnung Die Folge liefert keinen investigativen Journalismus im klassischen Sinn, sondern ein fast schon konspiratives Selbstgespräch mit dem Hauptakteur. Hochegger wird kaum hinterfragt; belastbare Gegenüberprüfung, Quellen- oder Belegnachweise bleiben aus. Die Moderation verzichtet auf kritische Nachfragen zu strafrechtlich relevanten Details und überlässt es Hochegger, die eigene Version in Ruhe zu präsentieren. Dadurch wirkt das Format eher wie PR für sein Buch als wie unabhängige Aufklärung. Die Konstruktion „Schattenrepublik“ wird wiederholt als Selbstverständlichkeit verwendet, ohne dass gesellschaftliche oder politische Gegenentwürfe sichtbar würden. Der Fokus auf personelle Verwicklungen und anekdotische Anekdoten führt dazu, dass strukturelle Probleme wie Privatisierungslogik, Parteienfinanzierung oder Glücksspielpolitik selten hinterfragt werden. Die Freimaurerei-Ebene bleibt vage; wer konkret womit wem geholfen haben soll, bleibt offen. Insgesamt bietet die Episode spannende Insider-Details, bewertet sie aber kaum kritisch und verzichtet auf journalistische Tiefe oder Perspektivenvielfalt. Hörwarnung: Wer investigative Aufklärung erwartet, bekommt hier primär unkontrollierte Selbstinszenierung eines ehemaligen Lobbyisten ohne spürbare Gegenrecherche oder Kontextualisierung.