Studio Ett: Studio Ett 2025-08-12 kl. 22.12

Studio Ett bündelt aktuelle Krisen – von Trumps Brasilien-Zöllen bis zur Ukraine-Konferenz ohne Kiew – und zeigt, wie klassische Nachrichtenstrukturen marginalisierte Stimmen ausblenden.

Studio Ett
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Studio Ett – die Abendausgabe des schwedischen Radios – beleuchtet Trumps neue 50-prozentige Strafzölle gegen Brasilien, die angeblich als Druckmittel im Verfahren gegen Ex-Präsident Bolsonaro dienen. Brasilien reagiere mit Fassungslosigkeit, kleinere Produzent:innen fürchten Existenzverluste. Weitere Themen: In Halland taucht bereits die vierte Königspython auf – vermutlich ausgesetzte Haustiere, die in Schwedens Klima nicht überleben. In Griechenland wüten Waldbrände, Inselbewohner:innen müssen per Boot evakuiert werden, während die Behörden laut Korrespondentin Sofia Sofroniadou überfordert sind. Schließlich diskutieren Expert:innen über das geplante Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska ohne ukrainische Beteiligung – eine mögliche „Friedenslösung über dem Kopf der Ukrainer hinweg“. Zuletzt steigt die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle in Schweden; 32 Menschen starben 2025, häufig in Sub-Unternehmer-Ketten mit prekär Beschäftigten. ### 1 Trump nutze Zölle als politisches Druckmittel Es gebe "eine ganze Industrie", die von den US-Zöllen betroffen sei; eine Kaffeproduzentin berichtete, sie müsse möglicherweise Mitarbeiter:innen entlassen, so Korrespondent Esvar Ahmad. ### 2 Kleine Produzent:innen träfen es am härtesten Elisa Solman, Geschäftsführerin der Brasilianischen Handelskammer in Schweden, betone, große Firmen könnten umdisponieren, während kleine Betriebe existenzielle Verluste erleiden. ### 3 Königspythons in Halland wohl ausgesetzt Björn Tinning von der Stockholmer Herpetologischen Gesellschaft vermute, alle vier gefundenen Tiere stammten aus derselben Quelle: „Es ist wahrscheinlich, dass jemand seine Schlangen ausgesetzt hat, weil er sie nicht mehr halten konnte.“ ### 4 Griechische Brände überfordern Behörden Sofia Sofroniadou berichtet, dass 7.000 Menschen evakuiert wurden und Lokalbevölkerung mit Traktoren selbst Löschlinien bauen müsse. ### 5 Ukraine-Meeting ohne Ukraine Martin Krog erkläre, dass Putin „unabhängig vom Ergebnis einen Sieg“ feiere, weil er auf US-Boden empfangen werde, während Johanna Melén warnt, Trump könnte Druck auf Kiew ausüben. ### 6 Todesfälle auf Baustellen steigen Arbeitsreporterin Elinore Torp kritisiere, „dass die gefährlichen Jobs ausgelagert werden“; 32 Tote 2025, häufig prekär Beschäftigte in Sub-Unternehmer-Ketten. ## Einordnung Die Sendung arbeitet klassisch nachrichtlich: klare Moderation, externe Korrespondent:innen und Expert:innen, stringent getaktete Beiträge. Die Themenauswahl ist breit, doch bleibt die Tiefe oft oberflächlich: Ursachen der US-Zölle werden zwar benannt, aber nicht weiter hinterfragt; die Ukraine-Kommentare bleiben bei allgemeiner Besorgnis. Besonders bemerkenswert ist, wie konsequent marginalisierte Perspektiven fehlen: Brasilianische Kleinproduzent:innen, griechische Evakuierte oder ukrainische Zivilbevölkerung kommen nicht zu Wort. Stattdessen dominieren schwedische Analyst:innen und westliche Diplomat:innen – eine Repräsentation, die bestehende Machtverhältnisse eher reproduziert als hinterfragt. Die Diskussion über Arbeitsunfälle zeigt dagegen, wie differenziert öffentlich-rechtliche Magazine strukturelle Probleme benennen können, wenn sie Expert:innen wie Elinore Torp einladen, die unbequeme Fragen stellen. Insgesamt liefert die Folge eine solide, aber wenig überraschende Informationsvermittlung.