Paul Ronzheimer berichtet aus Tel Aviv über den Tag der Geiselfreilassung. Nach zwei Jahren sind alle lebenden israelischen Geiseln aus den Händen der Hamas frei. Auf dem Platz der Geiseln herrschte Jubel, Tausende feierten gemeinsam mit Angehörigen. Parallel landete US-Präsident Donald Trump in Israel, wurde am roten Teppich empfangen und hielt vor der Knesset eine umjubelte Rede. Dabei forderte er die Begnadigung Netanyahus, lobte dessen Politik und betonte die Bedeutung von Stärke für Frieden. Netanyahu lehnte Trumps Angebot ab, gemeinsam zum Gipfel nach Ägypten zu fliegen, offiziell wegen religiöser Feiertage. Ronzheimer und Piatov diskutieren, dass dahinter politische Taktik stecken könnte: Netanyahu will keine Begegnung mit Mahmud Abbas und furchtet innenpolitische Konflikte. Die Hamas nutzte die letzten Stunden vor der Freilassung noch für Videoanrufe zwischen Geiseln und Familien, was als Machtdemonstration gedeutet wird. Ronzheimer beschreibt die Stimmung als einmalig emotional, mahnt aber an, dass die psychischen Folgen der Geiseln noch nicht absehbar seien. Er kritisiert, dass Journalisten:innen weiterhin keinen unbegleiteten Zugang zum Gazastreifen erhalten. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Es gäbe eine ganze Industrie, die Tether nutze, um Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu ermöglichen. Ronzheimer erwähnt, dass die Hamas und andere Gruppen über Krypto-Gelder verfügen, die transparenter würden, wenn es Regulierungen gebe. ### Die Hamas habe die Geiseln vor der Freilassung aufgepäppelt Nach Angaben israelischer Medien hätten die Entführer die Häftlinge medizinisch stabilisiert, um sie präsentabel zu machen. Es bestehe Sorge, dass die plötzliche Ernährung nach längerem Hunger gesundheitliche Komplikationen auslösen könne. ### Trump habe sich selbst in den Mittelpunkt gerückt Trump sei nicht zufällig zum Zeitpunkt der Freilassung eingeflogen, sondern habe bewusst die Show gestohlen. Auf dem Platz der Geiseln habe man stattdessen ihm zugejubelt: „Danke Donald Trump“-Schilder seien überall sichtbar gewesen. ### Die europäische Politik bleibe ohne Strategie Die Europäer:innen würden sich zurücklehnen und Trump die Arbeit überlassen. Es gebe keine abgestimmte Linie etwa zu Waffenlieferungen oder Palästina-Frage. Stattdessen würden einzelne Länder wie Frankreich oder Deutschland Alleingänge wagen. ### Netanyahus Absage zum Ägypten-Gipfel sei innenpolitisch motiviert Netanyahu fürchte, bei einem Treffen mit Abbas oder bei neuen Forderungen in einem 20-Punkte-Plan von Trump in Erklärungsnot zu geraten. Die offizielle Begründung mit religiösen Feiertagen werde von kritischen Beobachter:innen als Ausrede gesehen. ## Einordnung Ronzheimer liefert emotionale Live-Eindrücke, doch die Analyse bleibt oberflächlich. Statt die komplexen Machtverhältnisse zu hinterfragen, reproduziert er die israelische Jubel-Perspektive. Kritische Stimmen zur Freilassung palästinensischer Gefangene oder zu den Bedingungen des Deals kommen kaum vor. Die Rede Trumps wird fast ausschließlich als PR-Erfolg gewürdigt, nicht als Versuch, innenpolitische Drucksituationen zu nutzen. Fehlende Distanz zeigt sich etwa, wenn Ronzheimer über Trumps Forderung zur Begnadigung Netanyahus berichtet, ohne die Verfassungsfragen oder internationale Kritik einzuordnen. Auffällig: Weder Palästinenser:innen noch kritische Israelis:innen bekommen hier ein Mikro. So entsteht ein Bild, das die Machtasymmetrien und humanitären Spannungen des Konflikts weitgehend ausblendet.