# Kernpunkte Bei "Stahl aber herzlich" unterstützt die Psychotherapeutin Stefanie Stahl den Gast Marc bei einer akuten persönlichen Krise. Marc hat nach acht Jahren Beziehung und sieben Monaten Vaterglück durch einen Vaterschaftstest erfahren, dass er nicht der biologische Vater seiner geliebten Tochter Sophie ist. Seine Partnerin hatte eine mehrjährige Affäre mit einem Kollegen. ### 1. Marks traumatischer Vertrauensbruch und psychische Folgen Marc beschreibe sein Gefühl als "freien Fall" und einen Zustand ohne Bodenhaftung. Stefanie Stahl ordne dies als Traumareaktion mit dissoziativen Symptomen ein. "Das heißt, man spaltet sich so ein bisschen ab von seinem normalen Erleben. Und ein Phänomen ist da die sogenannte Depersonalisierung. [...] Also man hat gar keine richtige Bodenhaftung mehr, man hat auch nicht das Gefühl, man sei richtig selbst zu sein." ### 2. Konflikt über die Vaterrolle trotz fehlender biologischer Verbindung Trotz der Entdeckung, nicht der biologische Vater zu sein, wolle Marc weiterhin für Sophie da sein: "Ich möchte so gerne ihr Vater sein. Ich möchte, dass sie mich Papa nennt." Dies stehe jedoch im Konflikt mit der Mutter, die mit Einschränkungen des Umgangs drohe: "Wenn du nicht nett zu mir bist, dann nehme ich sie dir ganz weg." ### 3. Harmoniesucht als möglicher Beziehungsfaktor Beide Partner hätten laut Analyse eine ausgeprägte Harmoniesucht gehabt, die konstruktive Konfliktlösung verhindert habe. "Menschen, die sehr harmoniebedacht sind, sind gern mal auch ein bisschen zu gutgläubig. Denn wenn sie nicht gutgläubig wären, müssten sie sich ja Dinge eingestehen, die die Harmonie stören können." ### 4. Strategien zur Bewältigung der Krise Stahl biete Marc drei konkrete Ansätze zur Krisenbewältigung: Selbstmitgefühl entwickeln, auf vorhandene Ressourcen fokussieren und eigene Anteile reflektieren. "Könntest du vielleicht mal für deinen inneren Auge so visualisieren, wie viel Prozent von dem Kuchen ist im Moment nicht genießbar, was dein Leben betrifft?" Marc erkennt: "Ich sehe gerade, dass immerhin mehr als die Hälfte genießbar ist." ## Einordnung Der Podcast behandelt ein emotional tiefgreifendes persönliches Trauma und seine psychologischen Auswirkungen auf eine authentische, therapeutisch fundierte Weise. Stefanie Stahl verbindet dabei einfühlsame Gesprächsführung mit konkreten psychologischen Konzepten und praktischen Bewältigungsstrategien. Auffällig ist die Balance zwischen therapeutischer Unterstützung und kritischer Reflexion: Während Marc empathisch in seiner Krise begleitet wird, werden auch eigene Verhaltensweisen wie seine Harmoniesucht hinterfragt. Die therapeutische Herangehensweise entspricht modernen psychologischen Ansätzen mit Fokus auf Ressourcenorientierung und Selbstmitgefühl. Bemerkenswert ist, wie systematisch Stahl Marcs Situation analysiert und strukturiert – von der Traumadiagnose bis zu konkreten Handlungsschritten. Der Dialog vermeidet dabei Schuldzuweisungen, ohne die Verantwortlichkeiten zu verwischen. Die komplexe familienrechtliche Dimension des Falls wird angesprochen, aber nicht überbetont. Der Podcast bietet einen seltenen Einblick in die psychologische Bewältigung einer spezifischen Krisensituation, die viele Betroffene sonst im Verborgenen durchleben. Als öffentlich zugängliche therapeutische Sitzung erfüllt er sowohl eine aufklärende als auch eine unterstützende Funktion für Hörer:innen in ähnlichen Situationen.