Constantin Schreiber, frisch nach Tel Aviv versetzt, schildert Gordon Repinski eine Gesellschaft, die sich nach über einem halben Jahr Krieg zwischen kollektiver Traurigkeit und Wut auf die eigene Regierung bewegt. Die 130 noch in Hamas-Gefangenschaft befindlichen Geiseln würden als Symbol für eine ausweglose Lage gesehen; viele Israelis forderten laut Schreiber ein Hochstmaß an Verhandlungsbereitschaft, während eine laute Minderheit Total-Sieg priorisiere. Die vor dem 7. Oktober sichtbaren Gräben – säkular-religiös, liberal-national – seien tiefer geworden; eine Regierungsvision für Kriegsende, Geiselrückkehr oder Palästinenser-Politik fehle völlig. Friedensimpulse gebe es nur in „Miniaturen“: etwa in der binationalen Schule „Hand in Hand“, doch die Politik steuere aktiv in eine Logik der Polarisierung. Parallel beobachtet Schreiber eine wachsende Entfremdung selbst linker Israelis vom Westen, weil sie europische Kritik als pures ‚Pro-Palästinenser-Sehen‘ wahrnähmen; Europa verliere in Israels Außenpolitik an Bedeutung, während die psychische Versorgung traumatisierter Soldaten an Kapazitätsgrenzen stoße. Das Format ist journalistisch-professionell: klare Fragen, knappe Nachfragen, kaum Unterbrechungen. Dennoch bleibt die Perspektive fast ausschließlich israelisch-jüdisch; Palästinenser:innen kommen nicht zu Wort, Araber:innen nur als Projektobjekte. Faktische Behauptungen – etwa zur europäischen Einseitigkeit – bleiben ohne Gegenprobe. Die Diskussion reproduziert eine Opfer- und Enttäuschungsnarration, die Machtasymmetrien und internationales Recht ausblendet. Rechte oder verschwörerische Inhalte sind nicht erkennbar, doch die Einbahnstraße der Sichtweisen normalisiert eine zutiefst militäroffensive Grundierung als alternativlos.