Tech Won't Save Us: Will the Pope Be An Ally Against AI? w/ Paolo Benanti
Paolo Benanti über die KI-Politik des Vatikans und warum Technikethik eine Frage der Macht ist.
Tech Won't Save Us
56 min read3382 min audioParis Marx begrüßt Paolo Benanti, einen italienischen Franziskaner-Pater, Ingenieur und Ethik-Professor an der Päpstlichen Gregoriana, der Papst Franziskus in KI-Fragen beriet. Die Episode "Pope Leo XIV, AI & the Ethics of Technology" diskutiert, wie sich das Vatikanische Lehramt unter Franziskus und nun unter Leo XIV mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt.
### 1. Die Kirche habe eine grundsätzlich positive Technik-Einstellung
Benanti betont, die katholische Kirche sehe Technik grundsätzlich positiv: „Everything that is serving the human nature and the human beings, it's positive.“ Problematisch sei lediglich der menschliche Missbrauch.
### 2. Papst Leo XIV wolle KI als Arbeits- und Gerechtigkeitsfrage behandeln
Durch die Wahl des Namens „Leo“ verweise der neue Papst auf Leo XIII., der die Industrielle Revolution soziallehramtlich beantwortet habe. Leo XIV signalisiere, dass KI eine vergleichbare gesellschaftliche Transformation darstelle und die Kirche nun „social doctrine“ dazu entwickeln wolle.
### 3. Globale Religionsgemeinschaft finde bei KI schnell Konsens
Benanti berichtet, 2020 hätten sich unter dem „Rome Call for AI Ethics“ erstmals jüdische, christliche und muslimische Vertreter:innen gemeinsam mit Microsoft und IBM zu KI-Grundsätzen bekannt. Inzwischen hätten 21 Weltreligionen unterzeichnet.
### 4. Die Ethik der Technik sei eine Frage der Machtverschiebung
Als Ethik-Professor formuliert Benanti: „Every time that you release a technology in society, it acts as a form of order and displacement of power.“ Die Aufgabe der Ethik sei, alle Betroffenen an der Gestaltung sozialer Folgen zu beteiligen.
### 5. KI erfordere neue Medienkompetenz gegenüber „orakularer“ Information
Große Sprachmodelle lieferten Antworten ohne sichtbare Struktur. Menschen müssten neu lernen, „which kind of information deserve to be believed“, da Wissen nun „orakular“ und nicht mehr bibliothekarisch organisiert werde.
## Einordnung
Das Gespräch wirkt wie ein sorgfältig moderiertes, journalistisches Interview: Paris Marx stellt offene Fragen, hakt nicht aggressiv nach und bietet Benanti Raum für nuancierte Antworten. Die Sendung verzichtet auf sensationsheischende Polemik und betont stattdessen historische Kontinuitäten – etwa die 150-jährige Tradition katholischer Soziallehre seit der Industrialisierung. Kritisch bleibt sie gegenüber einer Technikbranche, die Effizienz über Menschenrechte stellt, ohne dabei religiöse Positionen zu verklären. Die Perspektive des Vatikans wird nicht als einzige Wahrheit präsentiert, sondern als möglicher Verbündeter in einer pluralen Debatte. Rechte oder verschwörungstheoretische Inhalte fehlen vollständig; stattdessen wird eine aufklärerische Haltung gegenüber Technik und Macht eingenommen. Die Episode liefert eine seltene Gelegenheit, katholische Soziallehre und Tech-Kritik zusammenzudenken – ohne missionarischen Anspruch.