The Lawfare Podcast: Lawfare Daily: Conversations from Aspen, Part 2: Ali Nazary on the Future of Afghanistan and Sam Charup on the Ukraine Conflict

Sicherheitsexperten diskutieren Afghanistans Zukunft und Trumps Ukraine-Politik – fundiert, aber ohne kritische Gegenstimmen.

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Scott R. Anderson führt in diesem englischsprachigen Podcast ("Conversations from Aspen, Part 2" - "Gespräche aus Aspen, Teil 2") zwei Interviews mit Sicherheitsexperten vom Aspen Security Forum. Zunächst spricht er mit Ali Nazary, Leiter der Außenbeziehungen der Nationalen Widerstandsfront Afghanistans (NRF), über die Lage vier Jahre nach dem Fall Kabuls. Anschließend diskutiert er mit Sam Charap von der RAND Corporation über Trumps Ukraine-Politik. ### Die Nationale Widerstandsfront sei stärker geworden Nazary erklärt, die NRF habe sich seit 2021 von einer Provinz auf 20 der 34 afghanischen Provinzen ausgeweitet und über 400 Operationen durchgeführt. "We have infiltrated within the different ranks of the Taliban. We have shown this, demonstrated this through many of our operations targeting their intelligence officials, high-ranking military officials." Die Gruppe kämpfe nicht nur gegen die Taliban, sondern auch gegen 21 internationale Terrorgruppen, die Afghanistan als Basis nutzten. ### Die Taliban seien kompromissunfähig und extremer geworden Trotz internationaler Engagement-Politik hätten die Taliban in vier Jahren keinerlei Zugeständnisse gemacht, so Nazary: "The Taliban, when it comes to international demands, regional demands, and even domestic demands, they are not in the mindset of bringing any change. In the past four years, with the policy of engagements by the international community, have they even given a small compromise on anything? No, they haven't. They've actually become more extreme." ### Russlands Taliban-Anerkennung breche internationalen Konsens Russlands jüngste Anerkennung der Taliban beende sowohl den regionalen als auch globalen Konsens, Afghanistan nicht anzuerkennen. "Russia broke this consensus. And what's going to happen now regionally is it's going to intensify the geopolitical game inside Afghanistan." Dies schaffe neue Möglichkeiten für die NRF, da die einheitliche internationale Haltung zusammenbreche. ### Trump zeige einen Kurswechsel bei der Ukraine-Politik Charap analysiert Trumps jüngste Ukraine-Entscheidungen als reaktion auf Putins Weigerung, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Der neue Plan, europäische Finanzierung für amerikanische Waffen zu nutzen, umgehe Trumps Widerstand gegen direkte US-Ausgaben: "He sort of got around that by having the Europeans pay for it, or at least that's in theory the idea." ### Echte Diplomatie habe noch nicht stattgefunden Charap kritisiert, dass bisher keine echten diplomatischen Bemühungen unternommen worden seien: "Trump thinks he tried and failed, but the attempt doesn't look like anything that I would recognize as a real attempt at getting to a conflict resolution process." Präsidentengespräche und Terminblätter reichten nicht für die Lösung eines so komplexen Konflikts. ## Einordnung Dieser professionelle Sicherheitspolitik-Podcast bietet durch seine Gesprächspartner fundierte Einblicke in zwei zentrale Konflikte, weist aber deutliche analytische Lücken auf. Nazarys Darstellung der NRF bleibt weitgehend unwidersprochen – seine Behauptungen über Operationsumfang, Infiltrationsgrade oder die angebliche Schwächung der Taliban werden nicht kritisch hinterfragt oder durch unabhängige Quellen verifiziert. Die Charakterisierung der Taliban als "Terrororganisation" wird als Fakt präsentiert, obwohl dies eine umstrittene rechtliche und politische Einordnung darstellt. Ebenso fehlen alternative Perspektiven zur afghanischen Situation, etwa die Sicht der Zivilbevölkerung oder kritische Analysen zur Rolle bewaffneter Oppositionsgruppen. Charaps Ukraine-Analyse ist methodisch solider, bleibt aber stark auf die Washingtoner Politikperspektive fokussiert. Seine Kritik an der mangelnden diplomatischen Substanz ist berechtigt, doch auch hier fehlen russische oder andere nicht-westliche Sichtweisen völlig. Beide Gespräche reproduzieren hegemoniale Deutungsmuster des Sicherheitsdiskurses, in dem militärische "Lösungen" und geopolitische Konkurrenz als selbstverständlich gelten. Die strukturellen Ursachen der Konflikte oder friedenspolitische Alternativen werden nicht thematisiert. Hörenswert für Einblicke in das sicherheitspolitische Establishment, aber mit Bewusstsein für die begrenzten Perspektiven.