Public Notice: The triumph of bullshit
Eine Analyse, wie eine zweite Trump-Regierung Verschwörungsmythen von "Chemtrails" bis zum "weißen Genozid" zur offiziellen US-Politik machen würde.
Public Notice
12 min readDer Newsletter „Public Notice“ zeichnet ein dystopisches Bild einer zweiten Amtszeit von Donald Trump, in der Regierungspolitik direkt aus den Echokammern rechter sozialer Medien abgeleitet wird. Die zentrale These lautet, dass Lügen nicht mehr nur als Propagandainstrument dienen, sondern zur Grundlage konkreten Verwaltungshandelns geworden sind. Anhand mehrerer Beispiele wird dieser Wandel illustriert: Harmeet Dhillon, die Leiterin der Bürgerrechtsabteilung im Justizministerium, suche ihre Fälle morgens auf der Plattform X. Sie brüstet sich damit, nach dem Entdecken einer „Liste neuer Schrecken“ direkt ihre Stellvertreter:innen zu instruieren und Ermittlungen einzuleiten. Dieses Vorgehen führe zur Verfolgung von Behörden, die gegen rechte Provokateur:innen vorgehen.
Ein weiteres Beispiel ist der Leiter der Umweltschutzbehörde EPA, Lee Zeldin, der die „Chemtrail“-Verschwörungstheorie nutze, um gezielt wissenschaftliche Ansätze zur Bekämpfung des Klimawandels wie Geoengineering zu diskreditieren. Außenpolitisch orientiere sich Trump an der rassistischen Verschwörungserzählung eines „weißen Genozids“ in Südafrika, was zur Kürzung von Hilfsgeldern und einer bevorzugten Aufnahme weißer afrikaanischer Geflüchteter geführt habe. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stelle das von Robert F. Kennedy Jr. geführte Gesundheitsministerium dar, das haltlose Theorien über einen Zusammenhang von Autismus mit Schmerzmitteln wie Tylenol oder sogar der Beschneidung von Jungen verbreite. Diese Behauptungen würden inzwischen von republikanischen Generalstaatsanwält:innen wie Ken Paxton in Texas als Grundlage für Klagen gegen Pharmaunternehmen verwendet. Der Newsletter schließt mit der Beobachtung, dass die Strategie, die Öffentlichkeit mit Falschinformationen zu überfluten, sich gewandelt habe: Die Desinformation sei nicht mehr nur eine Waffe, sondern „der Strom, der die GOP voranträgt“.
## Einordnung
Der Text vertritt eine klar progressive, regierungskritische Perspektive und analysiert die beschriebenen Ereignisse aus der Sicht liberal-demokratischer und wissenschaftsbasierter Normen. Die Argumentation basiert auf der impliziten Annahme, dass eine Politik, die auf Verschwörungstheorien und Social-Media-Trends fußt, per se illegitim und gefährlich ist. Stimmen aus dem Trump-Lager werden ausschließlich als Belege für die zentrale These zitiert und kritisch dekonstruiert; Gegenperspektiven oder differenziertere Betrachtungen fehlen gänzlich. Das Framing ist alarmistisch und zeichnet das Bild eines Staates, der von irrationalen, hasserfüllten Online-Narrativen gekapert wurde. Dabei werden Narrative wie die „Great Replacement Theory“ in ihrer südafrikanischen Variante klar als rassistisch und rechtsextrem eingeordnet.
Der Newsletter ist gesellschaftlich relevant, da er die potenziellen Konsequenzen der Verschränkung von Social-Media-Populismus und exekutiver Macht aufzeigt. Er ist lesenswert für Leser:innen, die eine scharfe, polemische und klar positionierte Kritik an der MAGA-Bewegung und ihren politischen Methoden suchen. Wer eine ausgewogene oder neutrale Analyse erwartet, erhält hier eine Lesewarnung, da der Text stark meinungsbetont und in seiner Verurteilung unzweideutig ist.