Im ARD-Podcast „11KM – das Thema in aller Tiefe“ spricht Elena Kuch mit dem NDR-Verteidigungsexperten Kai Küstner über die Häufung mutmaßlich russischer Drohnensichtungen über deutschen Flughäfen und militärischer Standorte. Die etwa 35-minütige Episode „Mutmaßlich russische Drohnen – Sind wir schon im Krieg?“ (9. Oktober 2025) diskutiert technische, rechtliche und geopolitische Aspekte des drohenden Drohnenrisikos. ### Russland nutze verstärkt unbewaffnete Drohnen für Spionage und Sabotage Küstner zufolge deuten Typmerkmale (Deltaflügel, bis zu 8 m Spannweite) und Auftrittsorte (Flughäfen, Rüstungsfirmen, Ramstein) darauf hin, dass Russland „billige“ Aufklärungsflüge durchführe, um Schwachstellen zu kartieren und Verunsicherung zu säen. „Es liegt nahe, dass Russland ein Interesse daran hat, nicht nur aufzuklären, sondern auch einzuschüchtern.“ ### Europäische Flugabwehr sei auf Kleinflugkörper schlecht eingestellt Bestehende Radarsysteme und teure Abfangraketen seien für kleine, tief fliegende Drohnen ungeeignet. „Mit Patriots jetzt Kleindrohnen vom Himmel zu holen … ist einfach diese sprichwörtliche mit Kanonen auch Spatzen schießen.“ Weder Flughäfen noch kritische Infrastrukturen verfügten flächendeckend über geeignete Sensorsysteme. ### Rechtslage und Zuständigkeitswirrwärr verzögerten Abwehrhandeln Ein geänderter Bundespolizei-Entwurf solle der BPol „Abfangen und Abschuss“ erlauben; bislang sei der Einsatz durch das 30 Jahre alte Gesetz und die Trennung von Polizei und Bundeswehr gebremst. „Bis man sich da am Boden entschieden hat … ist die Drohne dann auch schon wieder abgeschwirrt.“ ### Drohnenschutzwall bleibt Flickwerk Von der Leyens „drone wall“ sei „noch nicht besonders hoch“. Lückenlose Abschirmung der langen NATO-Außengrenzen sei unmöglich; Ukraine-Erfahrungen zeigten, dass nur ein buntes Maßnahmen-Mix – Störstrahler, Jagddrohnen, Netze, Laser – Erfolg bringe. "Die Drohnenabwehr sei das größte Problem der Bundeswehr." ### Hybrider Krieg führe schon jetzt zur Destabilisierung Küstner folgert, Russland führe gegen Europa „einen hybriden Krieg“: Spionage, Cyberattacken, Sabotage und gezielte Provokationen dienten dazu, Vertrauen in staatlichen Schutz zu untergraben. Die Drohnen seien „preisgünstig … fast ein Win-Win-Szenario für Russland“. ### 2029 könne Russland laut Geheimdiensten einen NATO-Staat militärisch angreifen Die wiederholte Jahresangabe 2029 stütze sich auf Einschätzungen europäischer Nachrichtendienste. Es gehe Moskau um Test, „ob diese NATO-Beistandsgarantie … tatsächlich gilt und dann auch greift“. ## Einordnung Die Episode liefert eine professionell recherchierte, klar strukturierte Einführung in ein komplexes Sicherheitsthema. Kuch führt Küstner gezielt durch technische Details, rechtliche Hindernisse und geopolitische Folgen, ohne in Panikmache zu verfallen. Besonders wertvoll ist die differenzierte Bewertung: Drohnen als Spionage- und Sabotageinstrument werden kontextualisiert, ohne einzelne Vorfälle unbewiesen zuzuordnen. Kritisch bleibt, dass außer Regierungs- und Militärstimmen kaum Gegenexpertise oder zivilgesellschaftliche Perspektiven zu Wort kommen; soziale Kosten von Flughafen-Sperren etwa werden nur in einem kurzen Verweis auf den Partner-Podcast angedeutet. Die Argumentation bleibt linear und offenbart keine inneren Widersprüche; beleglose Behauptungen (z.B. zu angeblichen ukrainischen Sabotageakten an Nord Stream) werden zumindest als „nicht bewiesen“ markiert. Insgesamt liefert der Podcast die von ihm beanspruchte Tiefenanalyse und hilft Hörer:innen, sich in einem polarisierten Diskurs eine eigene Meinung zu bilden.