The Lawfare Podcast: Lawfare Daily: Unpacking Security Guarantees for Ukraine
Historische US-Sicherheitszusagen zeigen, dass echte Abschreckung aus Truppenpräsenz, Finanzierung und Zeit entsteht – nicht aus vagen Papierversprechen.
The Lawfare Podcast
71 min read3553 min audioAnastasiia Lapatina und Eric Ciaramella diskutieren im Lawfare Podcast die historischen US-Sicherheitszusagen an Verbündete und was daraus für eine mögliche Garantie für die Ukraine lernbar wäre. Sie unterscheiden zwischen multilateralen Bündnissen (z. B. NATO), bilateralen Verträgen (z. B. USA–Japan, USA–Südkorea) und informellen „special relationships“ wie mit Israel oder Taiwan. Kernbotschaft: echte Abschreckung entstehe nicht aus vagen Papierversprechen, sondern aus jahrzehntelanger Integration, US-Truppenpräsenz und glaubwürdiger Politik. Ein „Artikel-5-ähnliches“ Arrangement ohne NATO halten sie für „unsinnig“, da es 70 Jahre institutioneller Arbeit brauche, um Glaubwürdigkeit zu erreichen. Stattdessen plädieren sie für eine maßgeschneiderte Architektur aus vorhersehbarer Finanzierung, heimischer Rüstungsproduktion, Ausbildung und begrenzter westlicher Truppenpräsenz – ohne rechtlich bindende Kriegsbeteiligung.
### 1 Die meisten US-Sicherheitszusagen seien historisch eng an konkrete US-Interessen gebunden
Ciaramella betont, dass die Verträge mit Japan und Südkorea „aus einer völlig anderen Situation“ heraus entstanden: „The United States was already involved in the war… it was codifying something that already existed on the ground.“
### 2 Glaubwürdigkeit entstehe durch Truppenpräsenz, nicht durch Verträge
„If you only had that piece of paper, it'd be worth approximately the piece of paper“, erklärt Ciaramella zu den bilateralen Abkommen. Entscheidend seien stationierte US-Truppen, gemeinsame Übungen und Atomwaffen als Schirm.
### 3 Die israelische „special relationship“ funktioniere ohne Vertrag, aber nur dank jahrzehntelangem US-Kongress-Konsens
Obwohl kein Verteidigungsvertrag bestehe, fließe jedes Jahr bewilligte Militärhilfe – „Congress said yes… because there was this wide bipartisan support for Israel.“
### 4 NATO-Artikel 5 sei zwar vage, aber durch 70-jährige institutionelle Arbeit glaubwürdig
„Article 5 on its own doesn't really say that much… it's about all this constellation, this suite of activities.“ Die Ukraine könne so etwas nicht kurzfristig kopieren.
### 5 Für die Ukraine empfehlen die Sprecher eine „bespoke lattice work“ statt NATO-Imitat
Ein realistisches Bündel aus vorhersehbarer Finanzierung, heimischer Rüstungsproduktion, Ausbildung und Sanktions-Snapback – ohne rechtlich bindende Kriegsbeteiligung.
## Einordnung
Die Episode zeigt, wie sorgfältig das Lawfare-Format zwischen historischer Analyse und aktueller Politik vermittelt. Lapatina und Ciaramella vermeiden simples Für-oder-Wider und entlarven stattdessen die Leerstellen in aktuellen Debatten: das inflationäre Versprechen einer „Artikel-5-ähnlichen“ Garantie ohne Truppen und ohne 70-jährige Institution. Besonders wertvoll ist die Transparenz über Machtverhältnisse – etwa wie US-Präsidenten über Jahrzehnte hinweg Kongress und Öffentlichkeit ausbremsten, indem sie Sicherheitszusagen als „executive agreements“ umgingen. Die Perspektive bleibt dabei US-zentriert; ukrainische oder russische Stimmen fehlen. Dennoch liefert der Podcast eine nüchterne Entzauberung politischer Schlagworte und ist deshalb eine lohnenswerte Analyse für alle, die sich in der Ukraine-Debatte nicht mit Worthülsen zufriedengeben wollen.