Foreign Times: ForeignTimes085 mit Katja Munoz über technolgische Abhängigkeiten und Manipulationen
Europas digitale Kolonialisierung: Wie US-Tech-Konzerne unsere Daten, Demokratie und Sicherheit kontrollieren.
Foreign Times
2789 min audioKatja Muñoz und Marco Herack diskutieren in dieser Folge von "Wir beschäftigen uns mit der Welt" die Abhängigkeit Europas von US-amerikanischen Tech-Giganten und die Verbreitung von Desinformation im globalen Netz. Die beiden Moderator:innen analysieren, wie europäische Regierungen und Institutionen zunehmend von Technologien wie Cloud-Services, KI-Systemen und sozialen Medien abhängig sind, die von US-Konzernen wie Amazon, Google und Meta kontrolliert werden. Sie werfen dabei ein besonderes Augenmerk auf die Rolle dieser Plattformen bei der Verbreitung von Falschinformationen und deren Einfluss auf demokratische Prozesse in Europa.
### 1. Europa sei "digital kolonialisiert" durch US-Tech-Konzerne
Muñoz beschreibt die Situation als "eine Form digitaler Kolonialisierung", bei der europäische Daten und Infrastruktur komplett in US-amerikanischer Hand lägen. Herack ergänzt, dass "selbst unsere Regierungsdaten auf Amazon-Servern in Virginia gespeichert werden" und dies eine "massive Souveränitätslücke" darstelle.
### 2. Die EU versuche vergeblich, Tech-Giganten zu regulieren
Die Moderator:innen kritisierten, dass trotz DSGVO und Digital Services Act die Macht der großen Tech-Konzerne weiter wachse. Muñoz zitiert einen EU-Beamten mit den Worten: "Wir schreiben Gesetze, aber am Ende bestimmen die Plattformen, was in unseren Nachrichtenfeeds erscheint."
### 3. Desinformation werde systematisch durch US-Plattformen verbreitet
Herack argumentiert, dass Algorithmen von Facebook und TikTok gezielt polarisierende Inhalte bevorzugten, weil diese mehr Nutzer:innenbindung erzeugten. Er verweist darauf, dass "in den letzten Wahlen in Frankreich und Deutschland gezielt Desinformation aus dem Ausland verbreitet wurde, oft mit Hilfe lokaler Influencer:innen."
### 4. Europäische Alternativen scheiterten an fehlender Nutzerbasis
Die beiden diskutieren gescheiterte europäische Tech-Projekte wie die Suchmaschine Qwant oder das soziale Netzwerk Vero. Muñoz konstatiert: "Wir haben die technischen Mittel, aber ohne die Milliarden-Nutzerbasis von Google oder Facebook bleiben unsere Alternativen digital Geisterstädte."
### 5. Die Abhängigkeit erstrecke sich bis in die Kriegsführung
Ein besonders brisanter Punkt sei, dass "sogar militärische Kommunikation der NATO teilweise über kommerzielle Satelliten von US-Unternehmen läuft", wie Herack aus einem internen Papier zitiert. Dies stelle eine "existenzielle Sicherheitslücke" dar.
## Einordnung
Die Episode präsentiert sich als kritische Analyse europäischer Tech-Abhängigkeit, bleibt dabei jedoch in einer eher oberflächlichen Beobachtationsebene ohne tiefergehende Expertise. Die Moderator:innen bedienen sich einer alarmistischen Rhetorik ("digitale Kolonialisierung", "existenzielle Sicherheitslücke"), ohne konkrete Alternativen oder differenzierte Analysen zu bieten. Bemerkenswert ist die einseitige Perspektive: Während US-Konzerne pauschal als Bedrohung dargestellt werden, bleiben europäische politische und wirtschaftliche Versäumnisse weitgehend unerwähnt. Die Diskussion verengt sich auf eine Tech-deterministische Sichtweise, die komplexe geopolitische und wirtschaftliche Zusammenhänge reduziert. Die Folge wirkt eher wie ein gemeinsames Beschweren über die vermeintliche Ohnmacht Europas als eine fundierte Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Herausforderungen digitaler Souveränität.