The 404 Media Podcast: The Life Changing Power of Lifting (feat. Casey Johnston)
The 404 Media Podcast
53 min read3860 min audioJason Koebler von 404 Media spricht mit der Technik- und Fitness-Journalistin Casey Johnston über ihr neues Buch "A Physical Education: How I Escaped Diet Culture and Gained the Power of Lifting". Das Gespräch behandelt Johnstons Weg vom Tech-Journalismus zum Krafttraining, ihre Kritik an der Diätkultur und die Gründung ihres erfolgreichen Independent-Newsletters "She's a Beast".
### Krafttraining verändere die Selbstwahrnehmung grundlegend
Johnston beschreibt, wie Krafttraining ihre Beziehung zu sich selbst und zur Welt transformiert habe. "Die atomare Einheit des Krafttrainings ist, dass du eine Wiederholung oder einen Satz machst und dann pausierst, du ruhst dich eine Weile aus. Und dann fragst du dich in dieser Zeit: Wie hat sich das angefühlt? War das Gewicht zu leicht? War es zu schwer?" Diese Praxis der Selbstbeobachtung habe ihr geholfen, ihre Gefühle wahrzunehmen und darauf zu vertrauen, nachdem sie jahrelang gelernt hatte, "ihre Gefühle immer zu unterdrücken".
### Diätkultur schädige Körper und Geist systematisch
Johnston argumentiert, dass Diätkultur "nicht nur eine Reihe gut gemeinter, wenn auch manchmal fehlgeleiteter Lifestyle-Vorschläge" sei, sondern "viele ihrer Muster direkt und heimtückisch schädlich" seien. Sie betont, dass chronische Kalorienrestriktion "dich buchstäblich dumm macht" - Menschen könnten weniger klar denken, wenn sie nicht ausreichend genährt seien. Diese Erkenntnisse seien jedoch nicht weit verbreitet.
### Die Fitness-Industrie sei voller Grifter und schlechter Ratschläge
Johnston kritisiert die Fitness-Industrie scharf: "Ich denke, es gibt viele Grifter, viele Leute, die einfach versuchen, mit jedermanns Unsicherheit und Scham Geld zu verdienen." Traditionelle Fitness-Educator:innen wie Personal Trainer:innen müssten oft den Wünschen ihrer Klient:innen entsprechen, anstatt das zu bieten, "was tatsächlich zuerst helfen würde". Das Internet ermögliche es ihr hingegen, ihre eigene Vision zu verfolgen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
### Krafttraining werde durch kulturelle Vorurteile behindert
Beide Gesprächspartner:innen beschreiben, wie sie Krafttraining lange Zeit mit "dummen Muskelprotzen" assoziierten. Koebler berichtet, er habe befürchtet, "nicht mehr als intellektuelle Person wahrgenommen zu werden", wenn er trainiere. Johnston ergänzt, sie sorge sich immer noch, "nicht ernst genommen zu werden als Schriftstellerin wegen des Themas, über das ich schreibe", obwohl sie viel wissenschaftliche Fundierung in ihre Arbeit einbringe.
### Independent Media biete Raum für Integrität
Johnston erklärt ihre Entscheidung für ein unabhängiges Newsletter-Modell: "Wenn ich diesen Newsletter verkaufen oder Sponsorings annehmen wollte, könnte ich das tun. Aber ich habe das Gefühl, dass das kompromittieren würde, was ich tun möchte." Sie betont, dass echter Erfolg durch Mundpropaganda und Vertrauen entstehe, nicht durch algorithmisch getriebene Werbung. Dieser Ansatz habe ihr geholfen, eine loyale Community aufzubauen.
## Einordnung
Das Gespräch bietet einen interessanten Einblick in die Schnittstelle zwischen Journalismus, Körperkultur und Independent Media. Johnston nutzt ihre wissenschaftliche Ausbildung und journalistische Erfahrung, um einen evidenzbasierten Ansatz zum Krafttraining zu entwickeln, der sich deutlich von der oft grifter-dominierten Fitness-Industrie abhebt. Ihre Kritik an der Diätkultur ist fundiert und deckt sich mit aktueller Forschung zu den negativen Auswirkungen chronischer Kalorienrestriktion.
Bemerkenswert ist die Ehrlichkeit beider Sprecher:innen über ihre eigenen Vorurteile gegenüber Krafttraining. Ihre Beschreibung der Gym-Community als welcoming und unterstützend kontrastiert stark mit gängigen Stereotypen über "Gym Bros". Die Diskussion über Independent Media zeigt sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen auf: Während die Unabhängigkeit redaktionelle Integrität ermöglicht, erfordert sie auch erhebliche Ausdauer und Risikobereitschaft. Johnstons Erfolg mit "She's a Beast" demonstriert, dass spezialisierte, qualitativ hochwertige Inhalte eine zahlungsbereite Audience finden können - allerdings nur bei konsequenter Wertschöpfung und Authentizität.
Eine empfehlenswerte Episode für alle, die sich für die Dynamiken von Körperkultur, Medienlandschaft oder die Möglichkeiten unabhängigen Journalismus interessieren.