Der Deutschlandfunk-Podcast "Der Tag" vom 24. Oktober 2025 widmet sich zwei Themen: der wachsenden Drogenproblematik in deutschen Städten und den neuen US-Sanktionen gegen russische Ölkonzerne. In erster Linie äußern sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt und Hannovers Drogenbeauftragter Frank Wolke zur Cannabis-Liberalisierung; sie werfen der Politik vor, das Gegenteil von dem zu erreichen, was beabsichtigt war. Wolke schildert, dass der Schwarzmarkt boome, während legale Versorgungsstrukturen kaum existieren und Präventionsarbeit chronisch unterfinanziert sei. Im zweiten Teil erklärt Korrespondent Volker Finthammer, warum die USA Rosneft und Lukoil treffen und wie sehr Deutschland über die Raffinerie-Schwedt-Abhängigkeit betroffen sein könnte; Bundeskanzler Friedrich Merz kündigt Gespräche über mögliche Ausnahmeregeln an. ### 1. Der Schwarzmarkt profitiert von der Cannabis-Liberalisierung Wolke konstatiert, dass das Gesetz "ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt" sei, weil legale Geschäfte und Anbauvereine fehlten und viele Konsument:innenweiterhin auf illegale Quellen angewiesen seien. ### 2. Kommunen bezahlen für Bundesgesetz, erhalten aber keine Mittel Obwohl der Bund Cannabis reguliert, tragen Kommunen laut Wolke allein die Kosten für Prävention, Beratung und Behandlung; die erhofften Steuereinnahmen blieben aus. ### 3. Sichtbare Armut und Drogenkonsum breiten sich aus Der Drogenbeauftragte berichtet, dass sich das "Elend" vom Bahnhofsumfeld auf weitere Innenstadtbereiche ausdehnt; Müll, Fäkalien und das subjektive Sicherheitsgefühl verschlechterten sich messbar. ### 4. Fentanyl-Problematik ist noch kaum erforscht Trotz medialer Warnungen fehlen laut Wolke belastbare Daten; in Hannover gebe es erst seit März 2025 Testmöglichkeiten, deshalb bleibe die tatsächliche Verbreitung im Dunkeln. ### 5. Sanktionen treffen Russland, aber auch deutsche Versorgung Finthammer erläutert, dass zwar 30-50 % der russischen Staatseinnahmen vom Öl-/Gasgeschäft stammen, Deutschland aber über die treuhänderisch verwalteten Rosneft-Tochtergesellschaften weiterhin mit 12 % der Raffineriekapazität abhängig sei. ### 6. Ausnahmen für deutsche Raffinerien sind offen Merz kündigt Verhandlungen über "Freistellungen" an; ob die US-Regierung die in Treuhand befindlichen Tochterfirmen von den Sanktionen ausnimmt, steht laut Finthammer noch offen. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie eine klassische Tageszeitungs-Audiobox: Themen werden knapp angerissen und durch Interviewpartner bestätigt, ohne tiefer zu hinterfragen. Die Redaktion überlässt die Bewertung weitgehend den interviewten Akteuren: Dobrindts Polemik („Scheißgesetz“) bleibt unkontertiert, Wolkes Behauptung zum Schwarzmarkt-Boom wird ohne Gegenrechnung oder Expertise aus der Drogenforschung stehen gelassen, und die Sanktionswirkung wird anhand von Marktreaktionen und Merz‘ Hoffnung auf Ausnahmen skizziert. Fehlende Perspektiven sind etwa die von Drogenkonsument:innen, Wirtschaftswissenschaftler:innen oder Russland-Expert:innen, die die Sanktionen differenzierter bewerten könnten. Stattdessen dominiert ein Defizit-Frame ("Drogenelend", "Sicherheitsverlust") und der Eindruck, dass Bundes- wie Kommunalpolitik machtlos agieren. Die journalistische Leistung beschränkt sich auf Nachfragen nach Sichtbarkeit und persönlicmen Eindrücken, nicht auf Faktencheck oder Einordnung wissenschaftlicher Evidenz. Für Hörer:innen, die sich für sachliche Analyse statt Alarm-Atmosphäre interessieren, bietet die Sendung nur begrenzten Mehrwert. Hörwarnung: Wer fundierte Informationen zur Drogenpolitik oder zu Sanktionswirkungen sucht, wird hier mit schlagzeilenorientierten Statements enttäuscht; tiefergehende Analysen oder kontroverse Gegenpositionen fehlen weitgehend.