Tetragrammaton with Rick Rubin: Ed Ruscha
Ein fast zweistündiges, fast meditatives Gespräch über Kunst, Geld und die Magie der 50-Dollar-Galerie.
Tetragrammaton with Rick Rubin
108 min read5310 min audioIn diesem fast zweistündigen Gespräch erzählt der Künstler Ed Ruscha dem Musikproduzenten Rick Rubin von seiner Reise aus Oklahoma nach Los Angeles 1956, um Kunst zu studieren. Er schildert die enge, fast familiäre Szene um die Ferus Gallery – mit Künstlern wie Billy Al Bengston, Robert Irwin und später Andy Warhol – und wie diese Gemeinschaft die Pop-Art-Bewegung mitprägte. Ruscha erklärt, dass er seine Bildideen meist schon vor dem ersten Pinselstrich klar vor Augen habe, und dass ihn Alltagsgegenstände wie eine Spam-Dose oder das Hollywood-Schild zu ikonischen Werken inspirierten. Besonders eindrucksvoll ist seine Reflexion über die Wandlung des Kunstmarktes: Während früher kaum jemand an eine Karriere als Künstler dachte, würden heute Millionenbeträge für einzelne Werke gezahlt – sein eigenes Gemälde "Radio" habe 1965 keinen Abnehmer gefunden und später für 50 Millionen Dollar versteigert. Auch spricht er über seine Experimente mit ungewöhnlichen Materialien wie Schwarzpulver, Kaviar oder Pepto-Bismol und wie zufällige "Fehler" oft die besten Ergebnisse lieferten.
## Einordnung
Das Gespräch wirkt wie eine entspannte Unterhaltung zwischen zwei alten Freunden, in der persönliche Anekdoten und künstlerische Erkenntnisse fließend ineinander übergehen. Rubin verzichtet weitgehend auf kritische Nachfragen, wodurch Ruschas Erzählungen ungefiltert bleiben – was zugleich die Stärke und die Schwäche des Formats ist. Es entsteht kein journalistisches Profil, sondern eine lieb gewonnene Legendenbildung. Fehlende Perspektiven etwa zur Ausbeutung junger Künstler:innen oder zur sozialen Selektivität des Kunstmarktes bleiben ausgespart. Dennoch bietet die Folge einen faszinierenden Einblick in die Entstehung einer künstlerischen Bewegung und die Gedankenwelt eines Künstlers, der mit 87 Jahren noch immer neugierig und produktiv ist.
Hörwarnung: Wer strukturierte Analyse oder kritische Distanz erwartet, wird enttäuscht sein – aber wer eine stimmungsvolle, fast meditative Zeitreise durch die US-Kunstszene der 50er bis 70er sucht, bekommt sie in bester Qualität.