Studio Ett är Sveriges Radios eftermiddagsmagasin, das aktuelle Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft aufgreift. In dieser Ausgabe diskutieren Mathias Rensmo und Cecilia Khavar u.a. die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte für die Ukraine, die geplante Reform der schwedischen Arbeitslosenversicherung (mit einer Konfrontation zwischen Ex-Finanzministerin Magdalena Andersson und SD-Chef Jimmie Åkesson) sowie den plötzlichen Tod eines jungen Schachgroßmeisters und die damit verbundenen Betrugsvorwürfe. Dazwischen gibt es literarische Einschübe und parteipolitische Stimmungsberichte. ### EU will russische Milliarden für Ukraine einsetzen Die EU-Staats- und Regierungschefs beauftragten die Kommission, Vorschläge zu erarbeiten, wie eingefrorene russische Zentralbankreserven künftig zur Finanzierung des ukrainischen Wiederaufbaus genutzt werden könnten. Mathias Rensmo betonte, dass es sich dabei um eine „politische Aufgabe“ handle, die rechtlich wie diplomatisch heikel sei, weil sie die Präzedenzfrage berühre, fremdes Staatsvermögen zu konfiszieren. ### A-Kassen-Reform: Andersson vs. Åkesson Im Zentrum der innenpolitischen Debatte steht der Vorstoß der konservativ-rechten Regierung, die Arbeitslosenversicherung (A-kassa) zu verschärfen. In der Sendung lieferten sich Magdalena Andersson (S) und Jimmie Åkesson (SD) ein hitziges Ringen: Andersson warf der Regierung vor, mit höheren Anwesenheits- und Beitragsanforderungen „Menschen aus dem System“ drängen zu wollen, während Åkesson entgegnete, die Reform sei notwendig, um „Missbrauch“ zu stoppen und „faire Bedingungen für diejenigen zu schaffen, die tatsächlich arbeiten“. Beide Seiten bezifferten die Mehrkosten unterschiedlich, ohne externe Expertise einzuholen. ### Schachwelt erschüttert – Betrugsvorwürfe nach Tod eines Großmeisters Die Schachszene steht unter Schock, nachdem der 29-jährige ukrainische Topspieler Stanislav Bogdanowitsch tot in seinem Apartment aufgefunden wurde. Bekannte Kollegen äußerten in der Sendung, dass er in letzter Zeit wegen angeblichen Online-Betrugs attackiert worden sei; sein letzter Gegner hatte ihn in sozialen Medien des Cheatens bezichtigt. Das nationale Schachverband kündigte eine formelle Untersuchung an, doch Rensmo stellte nüchtern fest, dass bislang „keine belastbaren Beweise“ vorgelegt worden seien. ### Moderaterna zwischen Steuerkürzungs-Erfolg und Umfragensorgen Parteistrategen der Moderaterna räumten gegenüber Parisa Höglund ein, dass die aktuellen Meinungsumfragen – mit starken SD-Zuwächsen bei leichten M-Verlusten – für Unruhe sorgen. Ein Interviewter sagte: „Vi är glada för sänkta skatter och skärpta straff, men det finns en stress kring opinionssiffrorna“. Die Sendung zeigt, wie sehr sich die Partei darum bemüht, Steuer- und Strafrechtsreformen als eigene Erfolge zu verkaufen, während sie gleichzeitig befürchtet, von der Rechten flankiert zu werden. ### Literarisches Schattenthema: Alkoholabhängigkeit in Mittelschichten Ein längerer Leseeinschub präsentierte Caroline Ringskog Ferrada-Nolis Kurzgeschichte „Hörnkontor över parken“, in der eine erfolgreiche Verlegerin ihr Leben lang heimlich trinkt. Die Erzählung dient als Stichwortgeber für das gesellschaftliche Unvermögen, psychische Belastungen und Abhängigkeiten in scheinbar perfekten Biografien wahrzunehmen – ein inhaltlicher Kontrast zu den harten politischen Debatten zuvor. ## Einordnung Als öffentlich-rechtliches Aktualitätsmagazin bedient sich Studio Ett klassischer Hörfunkformate: schnelle Themenwechsel, knappe Kommentare und ein Mix aus Politik, Kultur und Lebenswelt. Die Sendung lebt von der Geschwindigkeit: EU-Gipfel, Sozialreform, Skandalschach und ein literarisches Mikroporträt werden innerhalb einer Stunde abgehandelt – Tiefe bleibt dabei auf der Strecke. Die hitzige Auseinandersetzung zwischen Andersson und Åkesson illustriert das Dilemma: Es wird polarisiert, ohne Expertise oder Faktenchecks einzuholen. Die Moderation verzichtet auf Nachhaken, wenn Zahlen und Folgen der A-Kassen-Reform quer liegen. Gleichzeitig gelingt es der Redaktion, durch literarische Einschübe gesellschaftliche Brüche – hier Mittelschicht-Alkoholismus – sichtbar zu machen, die im politischen Rauschen untergehen. Der diskursive Rahmen bleibt jedoch binnenpolitisch eng: Weder werden z.B. Gewerkschafts- noch Arbeitgeberperspektiven zur Arbeitslosenversicherung eingeholt, noch internationale Rechtsexperten zur Konfiszierung russischen Staatsvermögens befragt. So bleibt das Format unterhaltsam, aber selten analytisch überzeugend – es reproduziert eher, als es hinterfragt.