The Rest Is Politics: 435. Question Time: The Migrant Return Plan, Colombia’s Drug Cartels, and Will Rory Join Corbyn’s New Party?
Campbell und Stewart analysieren das Starmer-Macron-Abkommen, die prekäre Lage in Kolumbien und die Gefahr rechter Klimapolitik in Europa.
The Rest Is Politics
39 min read2537 min audioDie Folge "Can Starmer’s deal with Macron really fix the Channel crisis?" diskutiert drei Schwerpunkte: das neue UK-Frankreich-Abkommen zur Rückführung von Bootsflüchtlingen, die prekäre Sicherheitslage in Kolumbien und die Gefahr rechter Klimapolitik in Europa. Alastair Campbell und Rory Stewart, beide ehemalige Regierungsberater, werfen dabei einen Insider-Blick auf die Verhandlungen, berichten von Reisen durch ehemalige Guerilla-Gebiete und warnen vor der Normalisierung von Klimaleugnung durch rechte Parteien.
### 1. EU billigt wohl das Starmer-Macron-Abkommen
Campbell berichtet, die EU-Kommission habe das "one-in, one-out"-Abkommen zwischen Starmer und Macron gerade ratifiziert. Stewart hält das Prinzip für "philosophisch richtig", da Frankreich als sicheres Drittland gelte. Allerdings bleibe fraglich, ob die Details stimmen: "How many are they going to do? How long is this going to last?"
### 2. Kolumbien: Friedensprozess bröckelt, Kokainboom floriert
Stewart schildert seine Reise durch Macarena, einst kontrolliert von der FARC. Er habe Brücken und Landebahnen gesehen, „built by the guerrillas“. Campbell ergänzt mit Zahlen: Die UNO registriere eine Fläche „twice the size of London“ mit Koka-Anbau. Die Friedensdividende sei brüchig: „Armed groups are active now in over 300 [of 1,200] municipalities.“
### 3. Rechte Parteien setzen europäische Klimaagenda
Campbell warnt, europäische Rechtspopulisten und Donald Trump würden Klimapolitik als „hoax“ diffamieren. Die Folge: 300.000 Hektar Waldbrandfläche in der EU, ein Plus von 78 %. Stewart ergänzt: „If we start to see more and more of Europe burning“ sei das direkt mit Leugnung und Isolationismus verknüpft.
### 4. Palantir: Datensammlung gegen Freiheit
Ein Hörer fragt nach Palantir in Deutschland. Campbell beschreibt das System Gotham, das „all this different information like a kind of octopus reaching out“ integriere. Die Gefahr: „innocent people get caught up in that.“ Stewart ergänzt, der Name spiele auf Batman an – „a vigilante super cop“.
### 5. Samariter vor Umstrukturierung
Campbell, langjähriger Mental-Health-Aktivist, kritisiert Pläne, 100 der 200 Samaritans-Zweigstellen zu schließen und auf Call-Center umzustellen. Die Begründung – zu hohe Kosten für „bricks and mortar“ – sei kurzsichtig. Er befürchtet, künftig könne „AI being on the end of the phone“ die menschliche Zuwendung ersetzen.
## Einordnung
Campbell und Stewart liefern eine Mischung aus Insider-Wissen und persönlichem Reisebericht. Ihre Stärke liegt in der glaubwürdigen Erfahrung aus Regierungsarbeit und Entwicklungshilfe. Gleichwohl bleibt die Perspektive klar westlich-liberal: Flüchtlinge werden primär als „Problem“ für Empfängergesellschaften geframed, während strukturelle Ursachen von Migration kaum thematisiert werden. Die Kolumbien-Analyse verharrt bei Drogenökonomie und Gewalt, ohne die Rolle des globalen Nordens bei Nachfrage und Preisdruck zu hinterfragen. Die Kritik an Palantir und rechten Klimaleugnern ist pointiert, bleibt aber in der Logik des Systems: Technokratische Lösungen und moralische Appelle stehen im Zentrum, während grundlegende Macht- und Verteilungsfragen ausgeblendet werden. Die Diskussionskultur ist freundlich, aber selten kontrovers – Dissens wird zugelassen, nicht zugespitzt. Wer differenzierte Einordnungen aus Insider-Sicht sucht, bekommt sie; wer strukturelle Alternativen erwartet, bleibt auf der Strecke.
Hörempfehlung: Für alle, die britische und internationale Politik aus erster Hand verstehen wollen, ohne dabei aufzuhören, sich für die Menschen zu interessieren, die davon betroffen sind.