Der Cicero-Podcast „Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit findet eine Revolution statt“ lädt den Blockchain-Experten Roman Beck ein, der erklärt, warum Kryptowährungen und dezentrale Technologien unser Leben grundlegend verändern und warum Europa dabei den Anschluss verliert. Moderator Carsten Korfmacher führt durch das Gespräch. ### 1. Kryptowährungen seien längst keine kriminellen Nischenprodukte mehr Beck betont, dass nur noch 2–3 % aller Bitcoin-Transaktionen kriminellen Zwecken dienen könnten: „Die kann man sehr gut nachverfolgen, so dass tatsächlich in der Zwischenzeit echte Kriminelle eigentlich Abstand nehmen von Bitcoin.“ ### 2. Blockchain könnte Gatekeeper wie Banken, Notare und Makler überflüssig machen Beck skizziert eine Welt, in der Smart Contracts Rechts- und Finanzdienstleistungen automatisieren: „Man braucht keine Banken, man braucht keine Versicherer, man braucht keine Notare […] im ganz am Ende braucht man auch keine Staaten mehr.“ ### 3. Tokenisierung ermögliche Mikrobeteiligungen und neue Einkommensmodelle Ob Immobilien, Schiffe oder kulturelle Güter – alles könne in handelbare Token zerlegt werden: „Ich kaufe einfach einen Token. Der ist vielleicht 20 € wert […] über Smart Contracts könnte ich dann an den Mieteinnahmen beteiligt werden.“ ### 4. Europa versage an Umsetzungswillen und bleibe auf der Strecke Beck kritisiert, dass europäische Politik von Lobbyorganisationen blockiert werde: „Es hadert und hakt im Wesentlichen an der Umsetzung, an dem Umsetzungswillen.“ ### 5. Dezentrale Autonome Organisationen (DAOs) könnten Staatsfunktionen ersetzen Die Vision: „Code ist New Law […] die Software Logik ersetzt oder komplementiert Recht.“ ## Einordnung Das Format wirkt journalistisch ambitioniert, bleibt aber weitgehend unkritisch. Beck bekommt 40 Minuten lang ungestörte Plattform für seine Pro-Blockchain-These; widersprechende Stimmen fehlen völlig. Die Argumentation folgt einem einfachen Muster: „Technologie = Freiheit, Europa = Blockade, USA/China = Fortschritt.“ Dass viele der beschriebenen Anwendungen bereits gescheitert sind (z. B. „Steemit“) oder regulatorisch bedenklich, wird nicht erwähnt. Auch bleibt offen, wer von der „Demokratisierung“ wirklich profitiert – Kleinanleger:innen oder globale Krypto-Investoren:innen. Der Moderator hakt kaum nach, weshalb das Gespräch eher wie ein Tech-Manifest wirkt denn wie eine ausgewogene Analyse. Wer eine euphorische Blockchain-Visionsstunde sucht, ist hier richtig; wer differenzierte Auseinandersetzung erwartet, sollte woanders hören.