Cicero Podcasts: Roman Beck im Interview mit Carsten Korfmacher – „Kryptos werden die Welt grundlegend verändern“
Blockchain-Experte Roman Beck im Cicero-Podcast über die angebliche Technologie-Revolution und Europas verpasste Chancen.
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45 min read4070 min audioDer Cicero-Podcast „Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit findet eine Revolution statt“ lädt den Blockchain-Experten Roman Beck ein, der erklärt, warum Kryptowährungen und dezentrale Technologien unser Leben grundlegend verändern und warum Europa dabei den Anschluss verliert. Moderator Carsten Korfmacher führt durch das Gespräch.
### 1. Kryptowährungen seien längst keine kriminellen Nischenprodukte mehr
Beck betont, dass nur noch 2–3 % aller Bitcoin-Transaktionen kriminellen Zwecken dienen könnten: „Die kann man sehr gut nachverfolgen, so dass tatsächlich in der Zwischenzeit echte Kriminelle eigentlich Abstand nehmen von Bitcoin.“
### 2. Blockchain könnte Gatekeeper wie Banken, Notare und Makler überflüssig machen
Beck skizziert eine Welt, in der Smart Contracts Rechts- und Finanzdienstleistungen automatisieren: „Man braucht keine Banken, man braucht keine Versicherer, man braucht keine Notare […] im ganz am Ende braucht man auch keine Staaten mehr.“
### 3. Tokenisierung ermögliche Mikrobeteiligungen und neue Einkommensmodelle
Ob Immobilien, Schiffe oder kulturelle Güter – alles könne in handelbare Token zerlegt werden: „Ich kaufe einfach einen Token. Der ist vielleicht 20 € wert […] über Smart Contracts könnte ich dann an den Mieteinnahmen beteiligt werden.“
### 4. Europa versage an Umsetzungswillen und bleibe auf der Strecke
Beck kritisiert, dass europäische Politik von Lobbyorganisationen blockiert werde: „Es hadert und hakt im Wesentlichen an der Umsetzung, an dem Umsetzungswillen.“
### 5. Dezentrale Autonome Organisationen (DAOs) könnten Staatsfunktionen ersetzen
Die Vision: „Code ist New Law […] die Software Logik ersetzt oder komplementiert Recht.“
## Einordnung
Das Format wirkt journalistisch ambitioniert, bleibt aber weitgehend unkritisch. Beck bekommt 40 Minuten lang ungestörte Plattform für seine Pro-Blockchain-These; widersprechende Stimmen fehlen völlig. Die Argumentation folgt einem einfachen Muster: „Technologie = Freiheit, Europa = Blockade, USA/China = Fortschritt.“ Dass viele der beschriebenen Anwendungen bereits gescheitert sind (z. B. „Steemit“) oder regulatorisch bedenklich, wird nicht erwähnt. Auch bleibt offen, wer von der „Demokratisierung“ wirklich profitiert – Kleinanleger:innen oder globale Krypto-Investoren:innen. Der Moderator hakt kaum nach, weshalb das Gespräch eher wie ein Tech-Manifest wirkt denn wie eine ausgewogene Analyse. Wer eine euphorische Blockchain-Visionsstunde sucht, ist hier richtig; wer differenzierte Auseinandersetzung erwartet, sollte woanders hören.