Im österreichischen Außenministerium sorgt ein brisanter Skandal für Aufruhr: Der ständige Vertreter Österreichs bei der EU, ein Spitzendiplomat, musste nach Enthüllungen über einen frauenfeindlichen Sadomaso-Blog zurücktreten. Die Recherchen von Thomas Mayer (EU-Korrespondent DER STANDARD) und Fabian Schmidt (leitender Investigativredakteur) zeigen, dass der Blog möglicherweise auf Dienstgeräten erstellt wurde – was eine massive Sicherheitslücke erzeugt haben könnte. Diese Lücke könnte sogar mit einem der größten Hackerangriffe auf das Ministerium 2020 zusammenhängen. Intern sei der Fall längst bekannt gewesen, doch Disziplinarverfahren endeten nur mit einer Rüge. Die neue Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) reagierte binnen 48 Stunden mit Abberufung und einer Untersuchungskommission unter Ex-Verteidigungsminister Thomas Starlinger. Die Journalist:innen decken ein System unklarer Verantwortlichkeiten und möglicher Seilschaften auf. ### Der Diplomat habe seinen Blog auch dienstlich betrieben "Es geht eben nicht nur um diesen Blog [...] sondern dieser Blog soll entstanden sein auf Dienstgeräten im Außenministerium in Wien zum Teil." ### Die Affäre sei intern schon lange bekannt gewesen "Nach unserem Wissen hat es nicht nur Getratsche gegeben [...] es gab ganz konkrete Hinweise darauf, was dieser Botschafter gemacht hat und dass es dabei ein Sicherheitsproblem gab." ### Die Reaktion sei nur durch Ministerwechsel erfolgt "Hätte es diesen politischen Wechsel [...] nicht gegeben, wäre dieser Fall möglicherweise auch anders gelaufen." ### Der Vorfall stelle ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar "Ein Botschafter, der sich solche Blößen gibt, ist potentiell [...] immer Erpressungen ausgesetzt durch ausländische Geheimdienste." ### Die Untersuchung des Cyberangriffs 2020 werde neu aufgerollt "Es ist eine Prüfungskommission eingesetzt worden [...] die muss jetzt eben erarbeiten [...] was sie an den Abläufen in ihrem Ministerium verändern muss." ### Das Ministerium habe versucht, die Affäre zu vertuschen "Die Darstellung des Außenministeriums [...] war eigentlich immer, da ist nichts zu sehen, bitte weitergehen, es handelt sich um eine reine private Angelegenheit." ## Einordnung Diese Folge von "Inside Austria" zeigt investigative Recherche in Reinform: Die Redakteur:innen des STANDARD und SPIEGEL rekonstruieren akribisch einen diplomatischen Skandal, ohne zu sensationsheischender Berichterstattung zu verfallen. Besonders bemerkenswert ist die klare Trennung zwischen privaten Fehlverhalten und dienstlichen Sicherheitsrisiken. Die Journalist:innen vermeiden pauschale Schuldzuweisungen, betonen aber konsequent die Verantwortlichkeit von Institutionen. Die Expertise der beiden Investigativjournalist:innen verleiht dem Format Glaubwürdigkeit – sie liefern konkrete Belege statt bloßer Behauptungen. Die Frage nach möglichen Netzwerken und der Rolle des politischen Wechsels wird differenziert diskutiert, ohne in Verschwörungstheorien abzudriften. Die Analyse bleibt sachlich und liefert der Öffentlichkeit wichtige Aufklärungsarbeit über mögliche Sicherheitslücken im Staatsapparat. Ein Musterbeispiel für professionellen investigativen Journalismus, der ohne Polemik auskommt.