Marie Kilg und Gregor Schmalzried vom ARD-Podcast "KI-Podcast" diskutieren in der Folge "Warum stirbt das Internet?" die These, dass klassische Websites durch KI-Chatbots verdrängt werden. Ausgangspunkt ist Maries Erlebnis, auf einer vermeintlich seriösen Webseite über Kamele KI-generierte Bilder mit neun Beinen zu finden. Sie zeigen anhand von Wikipedia- und Stack-Overflow-Zahlen auf, dass Nutzer:innen verstärkt direkt ChatGPT befragen, statt über Google zu suchen. Google reagiere mit AI Overviews und dem "AI Mode", der Antworten direkt zusammenfasst und Weiterleitungen auf Originalseiten weiter sinke. Die Moderator:innen fürchten, dass Content-Erstellende durch sinkende Werbeeinnahmen entlohnt werden, wodurch wiederum Trainingsdaten für KI ausfallen – ein "Google-Zero"-Szenario. Sie skizzieren, dass sich ChatGPT über Plugins zu einer Super-App entwickeln könnte, die Hotelbuchungen oder Präsentationen direkt erledigt. Positiv bewerten sie, dass KI die überfrachtete, werbefinanzierte Webseitenwelt bereinigen könne, doch warnen sie vor neuen Abhängigkeiten von US-Techfirmen und emotional manipulativen KI-Fakes. Die journalistische Leistung liegt in der anschaulichen Verknüpfung aktueller Zahlen, persönlicher Anekdoten und möglicher Zukunftsszenarien ohne Technik-Überforderung. Argumentiert wird weitgehend plausibel, Fakten werden durch Studien oder Blogzitate belegt. Fehlende Gegenstimmen etwa von Website-Betreiber:innen oder europäischen Plattformen schmälern die Tiefe. Die Sendung bleibt ein unterhaltsames, aufklärendes Format mit Fokus gesellschaftlicher Folgen statt technischer Details. ### 1. KI-generierter „Müll“ flutet das Internet Etwa die Hälfte aller neuen Online-Artikel bestehe bereits aus KI-Texten, die oft qualitativ schlecht seien. Marie berichtet, wie sie auf der Seite "DerUnterschiedZwischen.de" ein Kamel-Bild mit neun Beinen fand. "Ist das Internet voll von Kamelen und Dromedaren mit ungerader Beinanzahl?", fragt sie rhetorisch. ### 2. Wikipedia und Stack Overflow verlieren signifikant Traffic Wikipedia-Besuche sinken erstmals leicht, Stack Overflow bricht laut Gregor deutlich ein, weil Programmierer:innen direkt ChatGPT fragen. "Stack Overflow ist das am deutlichsten betroffene Beispiel", konstatiert er, womit sich Suchverhalten verschiebt. ### 3. Google antwortet mit AI Overviews und neuem „AI Mode" Google blendet oberhalb der Links KI-Zusammenfassungen ein; seit Kurzem gibt es den Reiter „AI Mode", der laut Gregor "wie eine typische Chatbot-Antwort" wirkt. Damit entfalle für viele Nutzer:innen der Klick auf die Quelle. ### 4. Wegfall von Werbeeinnahmen bedroht Content-Erstellende Marie erklärt, dass Blogger:innen und Medien durch "Google Zero", also 0 % weitergeleitetes Traffic, existenziell betroffen sind. Ohne Besucher:innen könnten sie ihre Inhalte nicht refinanzieren – ein Kreislauf, der langfristig auch KI-Trainingsdaten austrocknet. ### 5. KI-Anbieter streben nach Super-App-Status OpenAI arbeitet laut Gregor an „ChatGPT Apps", etwa um über Booking.com direkt Hotels zu reservieren. Sollte das funktionieren, werde ChatGPT zur zentralen Anlaufstatt: „ein Browser oder App Store, auf dem alle anderen ihr Business aufbauen müssen". ### 6. KI-Erotik-Modus und ethische Verantwortung Moderator:innen kritisieren, dass OpenAI trotz aktueller Klagen Jugendlicher einen angekündigten „Erotikmodus" plane. Sam Altman signalisiere, das Mental-Health-Problem sei "in den Griff bekommen"; Marie kontert: „Dann ist das für uns von außen so, aber das sind Produkte, die nichts fühlen". ## Einordnung Die Folge zeigt journalistisch klar auf, wie KI das Nutzungsverhalten und die Geschäftsmodelle des Internets verschiebt. Argumente stützen sich auf aktuelle Nutzungszahlen, interne Beobachtungen und Hörer:innen-Feedback. Besonders gelungen ist die anschauliche Herangehensweise: statt abstrakter Prozente eine persönliche Kamel-Geschichte, statt Fachchinesisch alltagstaugliche Beispiele wie Rezepte-Seiten voller Lebensgeschichten. Die Sprecher:innen bleiben durchgehend im Konjunktiv, wenn sie Prognosen wagen („es könnte passieren“, „es scheint“), und vermeiden verharmlosende Hypes wie „das Internet ist tot“. Stattdessen wird ein differenzierter Bogen zwischen Technik, Ökonomie und Gesellschaft gespannt, etwa wenn sie Google mitverantwortlich machen, durch alte Suchalgorithmen inhaltslose Seiten zu belohnen. Kritisch anzumerken ist, dass Gegenpositionen fehlen: Website-Betreiber:innen, Verlage oder europäische Politik kommen nicht zu Wort; die Debatte bleibt US-zentriert. Auch mögliche Alternativen zum Werbemodell (Paywalls, Newsletter, öffentliche Förderung) werden kaum erwähnt. Dennoch leistet die Sendung einen wertvollen Beitrag zur öffentlichen Aufklärung: Sie macht komplexe Zusammenhänge für Laien verständlich, benennt Machtkonzentrationen und regt zum Nachdenken über die Rolle von Plattformen in unserer Demokratie an. Wer sich für gesellschaftliche Folgen von KI interessiert, erhält hier eine unterhaltsame, informative Einführung. Hörwarnung: Für Tech-Expert:innen ohne Neugier auf breite gesellschaftliche Perspektive könnte das Niveau zu oberflächlich wirken.