klima update° - der Nachrichten-Podcast von taz und klimareporter°: Abstriche beim Moorschutz, Regierung will Wasserstoff-Hochlauf beschleunigen, Klimafinanzierung droht einzubrechen
Journalistinnen entschlüsseln, wie Berlin mit Rechentricks und Haushaltskürzungen Klimaziele verwässert.
klima update° - der Nachrichten-Podcast von taz und klimareporter°
12 min read1320 min audioDie Wissenschaftsjournalistinnen Sandra Kirchner und Susanne Schwarz diskutieren drei aktuelle Klimathemen: Erstens plant Umweltminister Carsten Schneider trotz zusätzlicher 40 Mio. Euro für Moorschutz, die CO₂-Senkenleistung der Moore in der Klimabilanz zu reduzieren und stattdessen Wälder stärker zu berücksichtigen. Zweitens will die Bundesregierung mit dem Wasserstoffbeschleunigungsgesetz Genehmigungen vereinfachen, kürzt jedoch 2024 über 200 Mio. Euro Fördermittel – bei nur 5-6 % grünem Wasserstoff. Drittens drohen 2025/26 600 Mio. Euro Kürzungen im Entwicklungshaushalt, obwohl Deutschland 2024 sein 6,1 Mrd. Euro-Ziel zur internationalen Klimafinanzierung erreichte.
### 1. Rechentrick statt echter Klimaschutz
Kirchner erklärt, das Umweltministerium nutze eine „rein bilanzielle Änderung“: „Die Wälder speichern mehr, also müssen wir gar nicht so viel im Verkehrssektor oder im Gebäudesektor einsparen.“ Die Physik ändere sich nicht; intakte Moore blieben die effektiveren CO₂-Speicher.
### 2. Wasserstoff-Hochlauf ohne Geld
Obwohl nur 0,1 GW der angestrebten 10 GW Elektrolyse-Kapazität installiert seien, würden Fördermittel gestrichen. Kirchner nennt das „ein Widerspruch in sich“, da fast der gesamte Wasserstoff noch aus Erdgas stamme.
### 3. Klimafinanzierung nur auf Papier
Die 6,1 Mrd. Euro 2024 stammten aus drei Ressorts; künftige Kürzungen würden „die ärmsten Länder treffen“, warnt Kirchner. Der Bedarf an Schadensausgleich steige, während das Budget sinke.
### 4. Politische Blockade statt Weitblick
Die Moorschutz-Debatte sei „ein offener Streit“ mit dem Landwirtschaftsministerium; die Bundesregierung „versucht, alles so ein bisschen aufzuhübschen, damit es so aussieht, als würde man die Klimaziele einhalten“.
## Einordnung
Das journalistische Format liefert kompakte, faktenbasierte Analyse statt Meinung. Die Moderatorinnen durchbrechen politische Kommunikations-Tricks: Sie entlarven Bilanz-Optimierungen, Kürzungswidersprüche und die Gefahr, Klimaziele scheinbar ohne reale Minderung zu erreichen. Dabei bleibt Ton sachlich; Interviews mit NGOs und Zahlen belegen jede These. Fehlende Perspektiven: Betroffene Entwicklungsländer, Landwirtschaftsminister Özdemir und Unternehmen kommen nicht zu Wort; so bleibt der Fokus auf Berliner Haushaltsmechanismen. Wer fundiert verstehen will, wie Bundespolitik Klimaschutz buchhalterisch umdefiniert, findet hier eine klare, auf 20 Minuten verdichtete Orientierung.