Der Newsletter von netzpolitik.org analysiert die unangekündigte Abschaltung von Googles Werbearchiv für politische Anzeigen in der Europäischen Union. Der Autor argumentiert, dass dieser Schritt eine erhebliche Datenquelle für die zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Analyse politischer Kampagnen zerstört. Bisher ermöglichte die Bibliothek, seit 2018 nachzuvollziehen, welche Parteien und Akteur:innen wie viel Geld für welche politischen Botschaften ausgaben. Nun seien diese Anzeigen zwar noch im allgemeinen Werbearchiv auffindbar, aber oft falsch kategorisiert – eine Wahlwerbung der SPD werde beispielsweise als "Hobbys, Spiele und Freizeitaktivitäten" gelabelt, was eine gezielte Suche verunmöglicht. Als Hintergrund für Googles Entscheidung wird die neue EU-Verordnung zu Transparenz und Targeting bei politischer Werbung identifiziert. Diese verbietet unter anderem das Targeting auf Basis sensibler Daten. Als Reaktion darauf kündigten sowohl Google als auch Meta an, gar keine politische Werbung mehr in der EU schalten zu wollen. Der Autor entlarvt dies als paradox, da die Konzerne sogenannte "issue ads" (Anzeigen zu gesellschaftspolitischen Themen) weiterhin identifizieren müssen, um sie blockieren zu können. Die zentrale These des Kommentars lautet: "Mit dem kommentarlosen Abschalten des Archivs hat Google nicht nur eine signifikante Datenquelle für zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Analysen von politischen Kampagnen zerstört." Die Maßnahme sei kein Beitrag zum Datenschutz, sondern ein strategischer Abbau von Transparenz, der die Aufsicht durch Behörden und die Kontrolle durch die Öffentlichkeit massiv erschwere. Google schaffe so die Fiktion, nie politische Werbung angeboten zu haben, und entziehe sich seiner Verantwortung. ## Einordnung Der Kommentar vertritt eine klar zivilgesellschaftliche Perspektive, die typisch für netzpolitik.org ist. Die Argumentation ist konsequent kritisch gegenüber den Machtpositionen von Tech-Konzernen. Das Framing stellt Googles Handeln nicht als Reaktion auf Regulierung, sondern als bewusste Strategie zur Untergrabung von Transparenz und Rechenschaftspflicht dar. Implizit wird angenommen, dass Transparenz bei politischer Werbung ein unverzichtbares Gut für die demokratische Willensbildung ist und dass unternehmerische Selbstverpflichtungen unzureichend sind, um dieses zu schützen. Die Analyse fördert die Interessen der Öffentlichkeit und der Forschung gegenüber den Geschäftsinteressen von Google. Argumentativ ist der Text schlüssig, indem er den Widerspruch aufzeigt, dass Google politische Anzeigen erkennen muss, um sie angeblich nicht mehr auszuspielen. Stimmen aus der Tech-Industrie oder alternative Deutungen der Unternehmensentscheidung werden nicht berücksichtigt, was der klaren Positionierung als kritischer Kommentar geschuldet ist. Der Newsletter ist für Leser:innen empfehlenswert, die eine fundierte und kritische Einordnung der Macht von Online-Plattformen und der Wirksamkeit von EU-Regulierung suchen. Er liefert ein prägnantes Beispiel dafür, wie Konzerne versuchen, sich der öffentlichen Kontrolle zu entziehen. Länge des Newsletters: 7908