The ADHD Adults Podcast: Episode 194 ADHD or Something Else?
Comedy-Podcast über Fehldiagnosen bei ADHS und warum Erwachsene oft jahrelang mit Depression oder Angst behandelt werden.
The ADHD Adults Podcast
44 min read2697 min audioDer britische Comedy-Podcast „The ADHD Adults“ widmet sich in Folge 194 dem Thema Fehldiagnosen bei ADHS im Erwachsenenalter. Moderiert wird die Sendung von James Brown, Samantha Brown (Mrs. AuDHD) und Dr. Alex Conner, die alle selbst betroffen sind und zwischen Witzen, persönlichen Anekdoten und evidenzbasierter Information wechseln. Im Fokus steht, warum Erwachsene mit ADHS häufig jahrelang mit Depression, Angststörungen oder Bipolarer Störung fehldiagnostiziert werden und welche Folgen das nach sich zieht.
### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt
Etwa neun von zehn Erwachsenen mit ADHS seien laut Studien weder diagnostiziert noch behandelt, was zu zusätzlichen Risiken von Arbeitsplatzverlust bis Autounfälle führe. „It means that nine out of 10 are wandering around thinking we’re just chronically disorganised chaos engines“, sagt Conner.
### ADHS-Tests seien auf Kinder zugeschnitten
Die klassischen Diagnosekriterien stammten aus einer Zeit, in der ADHS als „unruhiger Junge im Klassenzimmer“ definiert wurde. Erwachsene mit primärer Konzentrations- und Organisationsproblematik würden deshalb oft übersehen: „In adults it can look bugger all like childhood ADHD.“
### Fehlende Erinnerung an Symptome in der Kindheit erschwere Diagnose
Da viele Betroffene verklärte oder chaotische Erinnerungen an ihre Schulzeit hätten, falle es ihnen schwer, für eine Diagnose erforderliche Kindheits-Symptome zuverlässig zu rekonstruieren. „Who the hell remembers what they were like at 11?“
### Depression und ADHS würden aufgrund ähnlicher Symptome verwechselt
Konzentrationsprobleme, geringes Selbstwertgefühl und Schlaflosigkeit führten dazu, dass depressive Störungen zuerst erkannt würden; ADHS bleibe unentdeckt. Durchschnittlich verzögere sich die korrekte Diagnose dadurch um sechs bis sieben Jahre.
### Ängste würden als Reaktion auf ADHS entstehen
Häufig bestehe „sekundäre“ Angst infolge unbehandelter ADHS-Symptome. Werde nur die Angst behandelt, ohne die zugrunde liegende ADHS zu erkennen, verschwinde die Symptomatik nicht, weil die Auslöser weiterbestünden.
### Weibliche Betroffene würden besonders häufig übersehen
Frauen würden aufgrund sozialer Erwartungen stärker „maskieren“, was zu später und häufiger Fehldiagnose führe. „Women with ADHD often end up with extra crap to deal with … more pressure to keep their shit together.“
## Einordnung
Die Folge zeigt eindrucksvoll, wie ein Unterhaltungsformat es schafft, komplexe medizinische Inhalte gemeinschaftsorientiert und für Betroffene nachvollziehbar aufzubereiten. Die Mischung aus Fachinformation und persönlichen Erfahrungen schafft Nähe, kann aber durch viele Nebenspuren und Wortwitze den Überblick erschweren. Alle drei Moderator:innen berichten offen über ihre eigenen Fehldiagnosen und thematisieren dabei systemische Probleme: mangelnde Zeit in der Grundversorgung, stereotypes Bild von ADHS und Geschlechterbias. Die Sendung gelingt es, Betroffenen Entlastung zu geben („You are not lazy“) und gleichzeitig auf evidenzbasierte Diagnostik zu pochen. Kritisch bleibt, dass einzelne Tipps (z. B. medizinisches Cannabis) ohne Gegenüberstellung möglicher Risiken oder rechtlicher Einschränkungen in Deutschland übermittelt werden. Insgesamt bietet die Episode eine unterhaltsame, informative und solidarische Perspektive auf das Thema Fehldiagnose – mit Potenzial zur Aufklärung und Entstigmatisierung.