Aftenpodden: Advarer mot moralsk gutta-panikk
Experten analysieren die norwegische Stortingswahl 2025: Polarisierung, Rechtsruck und die TikTokisierung des Wahlkampfs.
Aftenpodden
13 min read3953 min audioKetil Raknes diskutiert mit den Politikforscher:innen Johannes Bergh und Hilde Nagell die möglichen Entwicklungen bis zur norwegischen Stortingswahl 2025. Im Fokus stehen Polarisierung, Rechtsruck, steigende Wahlkampfkosten und die Rolle neuer Medien.
### 1. Polarisierung als zentrale Herausforderung
Bergh betont, dass die Parteien an den Rändern – Rødt/SV links und Fremskrittspartiet rechts – stark an Stimmen gewinnen, während die Zentrumsparteien stagnieren. Dies erschwere Kompromisse und Regierungsbildung: „Det gjør at politikken blir mer polarisert, og det gjør at det blir vanskeligere å finne kompromisser.“
### 2. Høyre überholt Arbeiderpartiet
Zum ersten Mal seit 100 Jahren liegt die konservative Høyre laut Umfragen vor der einst dominierenden Arbeiterpartei Arbeiderpartiet. Bergh sieht dies als strukturellen Verlust der Arbeiterklasse-Stammwähler: „Det er vanskelig å se hvordan de skal få den tilbake.“
### 3. TikTok wird zum Wahlkampffeld
Nagell erwartet, dass TikTok 2025 eine Schlüsselrolle spielen wird, da junge Wähler:innen dort aktiv sind. Die Plattform fördern kurze, emotionalisierende Inhalte: „oft kan det jo da bli litt polariserende.“
### 4. Ständiger Campaign-Mode
Politische Kommunikation verschiebt sich laut Nagell von klassischen Medien zu sozialen Plattformen. Die Grenzen zwischen Wahlkampf- und Alltagszeit verschwimmen; Influencer:innen wie Taylor Swift beeinflussen die Debatte.
### 5. Risiken für die Demokratie
Beide Expert:innen warnen, dass sich durch personalisierte Feeds und flache Botschaften komplexe Sachinhalte schwerer vermitteln lassen. Für Wähler:innen werde es schwieriger, informierte Entscheidungen zu treffen: „det gjør det også vanskeligere for velgerne å ta et informert valg.“
### 6. Möglichkeiten durch neue Kanäle
Direkte Kommunikation ohne Gatekeeper kann neue Wählergruppen erschließen, erfordert aber hohe Medienkompetenz. Die Balance zwischen Reichweite und inhaltlicher Tiefe bleibe eine zentrale Aufgabe.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein durchdachtes, aufgezeichnetes Expertengespräch: Die Moderation gibt klare Leitfragen vor, die Forscher:innen belegen Thesen mit Umfragedaten und langjähriger Beobachtung. Stilmittel („Avengers-Lag“) dienen der Veranschaulichung, ohne den Fokus auf Inhalt zu verlieren. Kritisch bleibt die Perspektive: Es fehlen praktische Stimmen von Wähler:innen, Aktivist:innen oder Influencer:innen, die auf TikTok politische Inhalte produzieren. Dadurch bleibt die Analyse auf akademische Beobachtungen beschränkt und vermittelt wenig Empathie für jüngere, mobil-mediale Lebensrealitäten. Rechtsradikale Positionen werden benannt, aber nicht weiter dekonstruiert; die demokratische Gefahr durch Rechtsruck und Polarisierung bleibt analytisch, ohne Handlungsimpulse für Zuhörer:innen. Dennoch liefert der Podcast eine informative Einführung in die möglichen Entwicklungen bis zur Wahl 2025 und eignet sich als Orientierung für alle, die sich mit norwegischer Politik und Medienwandel beschäftigen wollen.