Echo der Zeit: Bundesrat reagiert enttäuscht, aber gelassen auf US-Zölle
Knallharte US-Zölle treffen die Schweiz mitten ins Herz – eine akribische Bestandsaufnahme zwischen Festtagsstimmung und Wirtschaftsangst.
Echo der Zeit
33 min read2038 min audioDie «Echo der Zeit»-Folge vom 1. August 2025 widmet sich ausschließlich der US-Ankündigung, Schweizer Exporte künftig mit 39 % zu belegen. Brigitte Kramer führt durch das Format, das als klassische Nachrichtensendung mit Reportagen, Interviews und Analysen auftritt. Zu Wort kommen Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, Wirtschaftsminister Guy Parmelin, die Wirtschaftsverbände Swissmem und Economiesuisse sowie Korrespondent:innen und Politiker:innen aller im Nationalrat vertretenen Parteien.
### 1 Die Schweiz stehe vor einer existenziellen Exportkrise
Die Wirtschaftsverbände reagierten "absolut fassungslos", heißt es. Swissmem-Direktor Stefan Brubacher warnte: "Es wird eine Verlagerung aus dem Standort Schweiz geben und es wird einen Stellenabbau bei jenen Firmen geben, die schlicht den US-Markt verlieren." Man müsse davon ausgehen, dass "mehrere 10'000 Stellen in der Tech-Industrie betroffen und gefährdet sind".
### 2 Der Bundesrat habe sich zu optimistisch verhalten
Bundeshausredaktor Andreas Stüdli stellte fest, die Schweizer Regierung habe "zu fest auf eine gemeinsame Absichtserklärung mit der US-Administration gesetzt", obwohl "bei Trump nichts definitiv ist, bevor er grünes Licht gibt". Keller-Sutter räumte ein, die Vereinbarung sei Trump "möglicherweise gar nicht vorgelegt worden".
### 3 Die Begründung der US-Seite bleibe intransparent
US-Korrespondent Andrea Christen zitierte Trumps Handelsdelegierten Jameson Greer, der das Handelsdefizit von 40 Mrd. USD anführe. Doch Christen konterte: "Die Höhe der Zölle war unter Trump schon immer nicht nachvollziehbar", und es bleibe unklar, "weshalb ausgerechnet für die Schweiz 39 % festgelegt wurden".
### 4 Die Schweiz verfüge nur über begrenzte Druckmittel
Stüdli listete mögliche Gegenmaßnahmen auf: "Den Kampfjet F-35 abbestellen" oder Tech-Giganten stärker regulieren. Doch er schränkte ein: "Die Schweiz ist eindeutig am kürzeren Hebel." Die USA ließen sich kaum durch WTO-Verfahren beeindrucken, da sie "internationale Plattformen aushebeln".
### 5 Die Parteien streiten über den richtigen Umgang mit Trump
Während SVP-Fraktionschef Thomas Aesch "weiterverhandeln" wollte, forderte SP-Co-Präsident Samuel Bendahan: "Die Schweiz müsse jetzt mit verlässlichen Partnern kooperieren", womit die EU gemeint sei. Die Grünen verlangten, die F-35-Beschaffung "sofort zu stoppen", die FDP wollte die Wirtschaft "steuerlich entlasten".
## Einordnung
Die Sendung arbeitet professionell: Fakten werden korrekt wiedergegeben, verschiedene Akteure kommen zu Wort, und es wird deutlich, dass die Schweizer Regierung keine Lösung parat hat. Auffällig ist jedoch, wie stark die Diskussion auf die Perspektive der Exportwirtschaft fokussiert bleibt – Arbeitnehmer:innen, Konsument:innen oder globale Verteilungsfragen bleiben randständig. Die Bundesrät:innen werden nicht wirklich in die Verantwortung genommen; stattdessen dominiert eine Mischung aus Staatsräson und Wirtschaftslogik. Die Frage, warum die Schweiz überhaupt so abhängig vom US-Markt ist, wird kaum gestellt. Die Sendung liefert solide Information, bleibt aber innerhalb eines engen Rahmens, der bestehende Machtverhältnisse kaum hinterfragt. Hör:innen erhalten einen guten Überblick, keine tieferen Zusammenhänge.