Table Today: Die Richterwahl
Trotz Anspruch auf "Deep Journalism" bleibt der Table-Today-Podcast bei oberflächlichen Nachrichten ohne kritische Analyse.
Table Today
1278 min audioTable Today ist der News-Podcast von Table Briefings mit Chefredakteur:innen Helene Bubrowski und Michael Bröcker. In der Folge vom 26. April 2023 berichten sie über die Besetzung wichtiger politischer Posten, die Infineon-Chipfabrik in Dresden, Chinas Vermittlungsversuche in der Ukraine, KI in der Bildung und weitere aktuelle Themen wie Tarifverhandlungen, Schuldenbremse und Cannabis-Legalisierung.
### 1. Personalquerelen in Berlin gelöst
Die wochenlange Hängepartie um wichtige politische Posten endet: Sigrid Emmenegger, Ann-Kathrin Kaufhold und Günther Spinner erhalten die notwendigen Zweidrittelmehrheiten. Unionsfraktionschef Jens Spahn musste offenbar "liefern", Grüne und Linke stimmen mit - wobei noch offen bleibt, welchen Preis sie dafür verlangen werden.
### 2. Infineon investiert Milliardensumme in Dresden
Der DAX-Konzern Infineon investiert fünf Milliarden Euro in eine neue Chipfabrik in Dresden. CEO Jochen Hanebeck will damit "den Standort Deutschland stärken und die europäische Souveränität im Halbleiterbereich ausbauen". Die Fabrik soll Chips für Autoindustrie und erneuerbare Energien produzieren und bis zu 1.000 Arbeitsplätze schaffen.
### 3. China überraschend aktiv in der Ukraine-Krise
Chinas Präsident Xi Jinning telefoniert erstmals seit Kriegsbeginn mit ukrainischem Präsidenten Selenskyj. China schickt einen Sonderbeauftragten zur politischen Konfliktlösung. Die USA und EU begrüßen den Schritt und fordern China auf, die Rolle eines Vermittlers einzunehmen.
### 4. KI als Herausforderung für Bildungssysteme
Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie sieht KI als eine der größten Herausforderungen: "Wir leben in einer Welt der falschen Nachrichten." Bundesbildungsministerin Karin Prien zeigt sich pragmatisch: "Die Schule wird durch KI nicht auf den Kopf gestellt."
## Einordnung
Der Podcast präsentiert sich als analytisches Format mit Anspruch auf Tiefenschärfe, bleibt aber in der konkreten Umsetzung oberflächlich. Statt Hintergründe zu liefern, wird eine Aneinanderreihung von Schlagzeilen geboten, bei der komplexe Zusammenhänge nur angerissen werden. Die Sprecher:innen bleiben weitgehend neutral, was bei einem Format mit Anspruch auf "Deep Journalism" enttäuscht - kritische Nachfragen oder Kontextualisierungen fehlen. Besonders bei sensiblen Themen wie der Chipfabrik oder Chinas Vermittlungsrolle bleiben wichtige Fragen offen: Welche Förderungen erhält Infineon? Warum sollte China plötzlich neutral vermitteln? Der Anspruch, über die Schlagzeilen hinauszugehen, wird nicht erfüllt. Stattdessen wird eine schnelle Nachrichtenübersicht geboten, die sich kaum von klassischen Radio-Nachrichten unterscheidet.