DW AfricaLink: What's the future of herbal medicine in Africa?
Wie Ghana traditionelle und moderne Medizin integriert - eine ausgewogene Diskussion über die Zukunft des afrikanischen Gesundheitswesens.
DW AfricaLink
23 min read1530 min audioDer Podcast "AfricaLink" behandelt in dieser Folge die Frage, ob Ghanas Gesundheitswesen durch die Versöhnung von traditioneller und moderner Medizin gestärkt werden kann. Moderatorin Josey Mahachi spricht mit der DW-Korrespondentin Adwoa Tenkoramaa Domena und Dr. Daniel Boamah, stellvertretender Direktor des Ghana Centre for Plant Medicine Research.
### 1. Die erste Anlaufstelle bei Krankheit sei traditionelle Medizin
Viele Menschen in Ghana würden bei Krankheit zuerst zu Kräutermedizin greifen, bevor sie ein Krankenhaus aufsuchen. Wie eine Passantin in Accra erklärt: "I personally prefer the herbal medicine to the orthodox medicine... the orthodox medicine is like it's made in a synthetic form."
### 2. Das Gesundheitssystem sei politisch geprägt und ländlichen Regionen schwer zugänglich
Adwoa Tenkoramaa Domena beschreibt, dass das Gesundheitssystem "largely built around political administration" sei. Regierungswechsel führten zu sich ändernden Gesundheitspolitiken, während ländliche Regionen weiterhin schlecht mit modernen Einrichtungen versorgt seien.
### 3. Ghana integriere traditionelle Medizin in über 50 Krankenhäuser
Dr. Boamah berichtet, dass traditionelle Kräutermedizin bereits in über 50 Haupt-Krankenhäusern Ghanas integriert sei. Patient:innen könnten wählen, ob sie zur traditionellen oder modernen Abteilung gehen möchten.
### 4. Die Regulierung erfolge durch spezielle Behörden, aber Dosierung bleibe problematisch
Die Traditional Medical Practice Council (TMPC) registriere und lizensiere alle Praktiker:innen, doch Adwoa Tenkoramaa Domena kritisiert: "you do not know... the composition of all the herbs... in terms of dosage, you don't know if... you have to take this in moderation."
### 5. Generationenunterschiede seien familienspezifisch, nicht altersbedingt
Die Haltung zur traditionellen Medizin hänge weniger vom Alter als von der familiären Prägung ab. Es gebe Familien, die strikt moderne Medizin bevorzugen, und solche, die zuerst zur Kräutermedizin greifen.
### 6. Wissenschaftliche Validierung finde statt, aber langsame Wirkung bleibe Kritikpunkt
Am Centre for Plant Medicine Research würden Kräutermedizin wissenschaftlich getestet. Dennoch berichtet eine Patientin: "herbal medicine does not work for her because it takes a longer time to get results as compared to modern medication."
## Einordnung
Die Episode präsentiert sich als professionelles journalistisches Format mit klarem Informationsanspruch. Die Moderatorin Josey Mahachi führt strukturiert durch das Thema, wobei sie bewusst verschiedene Perspektiven einbindet: die wissenschaftliche Expertise von Dr. Boamah, die praktische Berichterstattung von Adwoa Tenkoramaa Domena und Erfahrungsberichte von Patient:innen. Besonders bemerkenswert ist die ausgewogene Darstellung, die weder romantisierte noch pauschal abwertende Sichtweisen auf traditionelle Medizin bedient. Die Diskussion vermeidet es, westliche Medizin als einzig legitimen Standard zu setzen, und erkennt stattdessen die kulturelle Bedeutung traditioneller Praktiken an. Gleichzeitig werden Regulierungsdefizite und wissenschaftliche Herausforderungen offen angesprochen. Die Perspektivenvielfalt ist gegeben - von Regierungsvertretern über Wissenschaftler bis hin zu Betroffenen. Die Episode leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Dekolonialisierung des Gesundheitsdiskurses, ohne dabei kritische Fragen zur Sicherheit und Standardisierung auszuklammern.