Der ARD-Podcast „11KM“ beleuchtet in der Folge „Waffenruhe“ die Zerstörung im Gazastreifen nach zwei Jahren Krieg. Moderatorin Elena Kuch spricht mit Christian Limpert, Leiter des ARD-Studios Tel Aviv, über eine Datenanalyse von BR Data, die zeigt: 70 % aller Gebäude in Gaza sind beschädigt oder zerstört, in Rafah und Gaza-Stadt sogar über 80 %. Grundlage sind Satellitenbilder und Radarsignale, die Veränderungen an Gebäuden sichtbar machen. Limpert betont die unzureichende Zugänglichkeit für Journalist:innen und die humanitäre Katastrophe vor Ort. Die Diskussion umfasst die politische Strategie Israels, mögliche Kriegsverbrechen (Domizid), Trumps Friedensplan und die Frage, wie ein Wiederaufbau bei anhaltender Zerstörung und Unsicherheit gelingen soll. ### 1. Über 70 % der Gebäude in Gaza sind zerstört oder beschädigt Eine Recherche von BR Data zeige, dass 70 % aller Gebäude im Gazastreifen betroffen seien, in Rafah und Gaza-Stadt sogar über 80 %, wie Limpert erklärt: „Die haben Daten ausgewertet und sehen, dass 70 % der Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt sind.“ ### 2. Satellitendaten belegen massive Zerstörung durch gezielte Militäroffensiven Die Offensive auf Rafah im Mai 2024 habe laut Limpert direkt mit der Zerstörung von 80 % der Gebäude in der Stadt zu tun: „Was wir eben sehen [...] ist, dass nachher im September 25 [...] ein Zerstörungsgrad von 80 % zu sehen ist.“ ### 3. Israel blockiert unabhängige Berichterstattung aus Gaza Limpert kritisiert, dass internationale Journalist:innen seit Kriegsbeginn keinen Zugang mehr ins Gazastreifen hätten: „Israel erlaubt internationalen Journalisten nach wie vor nicht dort eigenständig und unabhängig vor Ort zu berichten.“ ### 4. Menschenrechtsorganisationen werfen Israel Domizid vor Laut Limpert stützen die Daten Vorwürfe, dass gezielt Wohnraum zerstört werde, um Gaza unbewohnbar zu machen: „Die gezielte Zerstörung von Wohnraum [...] dass das zumindest eine Aussage ist, die man nicht von der Hand weisen kann.“ ### 5. Trumps Friedensplan enthält eine einzige Garantie gegen Annexion Der Plan enthalte eine Klausel, wonach Israel den Gazastreifen weder besetzen noch annektieren dürfe – ein Punkt, der Palästinenser:innen zufriedenstelle: „Da steht nämlich, dass der Gazastreifen in Zukunft von Israel weder besetzt noch annektiert wird.“ ## Einordnung Die Sendung zeigt investigative Recherche auf höchstem Niveau. Die ARD nutzt journalistisch verlässliche Datenquellen, erklärt transparent Methodik und Grenzen der Satellitenanalyse und bezieht klar Stellung zu humanitären und völkerrechtlichen Fragen. Besonders hervorzuheben ist, dass israelische Militärsstrategien und politische Ziele hinterfragt werden – etwa die These des „Domizids“ – ohne dabei in billige Anti-Israel-Rhetorik abzurutschen. Kritisch bleibt, dass Palästinenser:innen selbst in der Folge nicht zu Wort kommen; ihre Perspektive wird nur indirekt über Hilfsorganisationen und Daten sichtbar. Dennoch bietet „11KM“ hier eine nuancierte, faktenbasierte und für ein breites Publikum verständliche Analyse des Konflikts und seiner Folgen. Hörempfehlung: Ja – eine luzide, datengestützte und klar verständliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Gaza-Kriegs.