Der Newsletter beginnt mit einer persönlichen Reflexion über eine Gedenkfeier für den Theatermacher Robert Wilson, bei der eine halbe Stunde kollektiven Schweigens im Mittelpunkt stand. Der Autor beschreibt diese Stille nicht als Leere, sondern als einen aktiv gestalteten, lebendigen und verbindenden Zustand. Diese Erfahrung dient als Ausgangspunkt für eine Analyse der digitalen Öffentlichkeit. Der Autor schlägt eine Brücke zu Yancey Stricklers „Dark Forest Theory of the Internet“, die er als Anwendung von Wilsons Konzept auf technologische Räume interpretiert. Stricklers Theorie besagt, dass sich Menschen zunehmend aus dem lauten, manipulativen und kommerzialisierten „Clear Net“ (den großen Social-Media-Plattformen) zurückziehen. Als Reaktion darauf entstehen geschützte, private Räume wie Chat-Gruppen oder Newsletter-Communities – die titelgebenden „dunklen Wälder“. Der Autor zitiert Strickler: „Als Reaktion auf die Werbung, das Tracking, das Trolling, den Hype und andere ausbeuterische Verhaltensweisen ziehen wir uns in unsere dunklen Wälder des Internets zurück und entfernen uns vom Mainstream“. In diesen Nischen sei wieder authentische Kommunikation möglich, im Gegensatz zur polarisierenden Logik der großen Plattformen, die eine „Politik der Mobster und eine Kommunikation des Mobbings“ fördere. Der Text argumentiert, dass diese Entwicklung hin zu einem „Post-Individuum“, das seine Identität in vielfältigen, kleinen Gruppen auslebt, traditionelle Institutionen wie Parteien oder Massenmedien herausfordert, da diese die Lebensrealität der Menschen nicht mehr abbilden. Der Autor schließt mit der optimistischen These, dass in diesen „dunklen Wäldern“ die Zukunft der Gesellschaft und neue demokratische Organisationsformen entstehen. ## Einordnung Der Autor verknüpft elegant eine persönliche, kulturelle Erfahrung mit einer gesellschaftspolitischen Technologiekritik. Das Framing des Rückzugs in digitale Nischen als bewusste Schaffung von „Stille“ und Gemeinschaft ist ein starkes rhetorisches Mittel, das den Akt positiv konnotiert und von bloßem Eskapismus abgrenzt. Die Argumentation basiert auf der impliziten Annahme, dass der öffentliche Diskurs im „Clear Net“ irreparabel zerstört ist. Stimmen, die für die Notwendigkeit einer gemeinsamen digitalen Öffentlichkeit plädieren, werden nicht berücksichtigt. Die Perspektive ist die eines progressiven, digital-affinen Milieus, das nach alternativen Formen der Vergemeinschaftung sucht und eine Agenda der Dezentralisierung fördert. Eine argumentative Schwäche liegt in der leichten Romantisierung dieser „dunklen Wälder“, deren Potenzial zur gesellschaftlichen Fragmentierung nicht kritisch hinterfragt wird. Der Newsletter ist thematisch hochrelevant, da er die Entfremdung vieler Bürger:innen von der digitalen Öffentlichkeit aufgreift. Er ist lesenswert für alle, die sich für die Zukunft des Internets und neue Gemeinschaftsformen interessieren und nach hoffnungsvollen, wenn auch thesenhaften, Gegenentwürfen suchen.