Outrage + Optimism: The Climate Podcast: Too Hot to Handle?: Facing a Future Beyond 1.5°C

Outrage + Optimism diskutiert offen die Notwendigkeit von Klimanotfallplänen - eine selten ehrliche Auseinandersetzung mit Geoengineering und der Frage, was tun wenn 1,5 Grad dauerhaft überschritten werden.

Outrage + Optimism: The Climate Podcast
61 min read3257 min audio
Der Podcast "Outrage + Optimism" behandelt in dieser Folge das brisante Thema des möglichen Überschreitens der 1,5-Grad-Grenze und die daraus resultierende Notwendigkeit von Klimanotfallplänen. Die Moderator:innen Christiana Figueres, Tom Rivett-Carnac und Paul Dickinson diskutieren mit Ricken Patel (Gründer von Avaaz) und Produzent Ben Weaver-Hincks über die wissenschaftlichen Grundlagen, ethischen Dilemmata und politischen Herausforderungen. ### 1. Die 1,5-Grad-Grenze sei bereits überschritten worden Die Welt habe 2023/24 vorübergehend die 1,5-Grad-Marke überschritten. Eine dauerhafte Überschreitung werde in den 2030ern wahrscheinlich. Wie Christiana Figueres betont: "We are already not just playing with breaching 1.5, but actually have already breached it last year." ### 2. Klimanotfallpläne seien politisch tabuisiert Ricken Patel berichtet von einer "listening tour" bei Regierungen: "We found that governments are really not doing much thinking at all" - obwohl viele Beamte das Thema ansprechen würden, sei es "too politically sensitive". Die Klimabewegung habe durch ihre Fokussierung auf Emissionsreduktion eine "culture of fear" geschaffen. ### 3. Die Palette technischer Lösungen reiche von harmlos bis hochriskant Ben Weaver-Hincks unterscheidet zwischen natürlichen Lösungen (Aufforstung), neuen Technologien (Direct Air Capture) und hochriskanten Geoengineering-Methoden wie Solar Radiation Management. Paul Dickinson warnt: "Once you start doing it, you kind of can't stop" - bei Sulfataerosolen bestehe eine Abhängigkeit wie bei einer Droge. ### 4. Die moralische Gefahr des "Plan B" wird kontrovers diskutiert Christiana Figueres beschreibt ihre persönliche Reise: Früher habe sie CO2-Entfernung abgelehnt aus Angst vor "moral hazard" - dass die Emissionsreduktion vernachlässigt werde. Nun sei sie bereit, "constructively" über Notfallpläne nachzudenken. ### 5. Die Verantwortung der Industrieländer sei zentral Patel betont die Klimagerechtigkeit: "The cost of decarbonizing our world's economy should be borne by those most able to bear it, and by those who have had the longest and strongest contribution." Carbon Removal könne als Kompensation dienen. ### 6. Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels Die Diskussion erkennt an, dass die bisherige Strategie nicht ausreicht. Wie Ricken Patel formuliert: "There's only plan A for fixing climate change... but we also need to be flexible about how we get this fight done." ## Einordnung Die Episode zeigt eine bemerkenswerte Offenheit für kontroverse Lösungen, ohne die Dringlichkeit von Emissionsreduktionen zu schwächen. Die Diskussionskultur ist durchweg sachlich und reflektiert - die Moderator:innen korrigieren sich gegenseitig (z.B. bei der Unterscheidung zwischen "Ziel" und "Obergrenze" für 1,5 Grad) und geben zu, wenn sie sich unsicher fühlen. Besonders bemerkenswert ist die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle: Die Klimabewegung wird nicht als fehlerfrei dargestellt, sondern als Teil eines Lernprozesses. Die Perspektiven sind vielfältig - von Aktivist:innen über Wissenschaftler:innen bis hin zu Produzent:innen - wobei die Stimmen aus dem globalen Süden etwas unterrepräsentiert bleiben. Die argumentative Struktur folgt einem klaren Muster: Erkenntnis der Lage, Ehrlichkeit über Unsicherheiten, offene Diskussion der Optionen ohne voreilige Festlegungen. Diese Methode vermeidet sowohl Alarmismus als auch Beschwichtigung und bietet stattdessen eine nüchterne Bestandsaufnahme mit konstruktiver Perspektive. Hörempfehlung: Diese Folge ist Pflicht für alle, die sich ernsthaft mit Klimaschutz auseinandersetzen wollen - sie bietet eine selten ehrliche Diskussion über die unbequemen Wahrheiten jenseits von Optimismus und Fatalismus.