The Rest Is Politics: 437. Question Time: Farage vs Corbyn: The UK's Next Prime Minister?

Zwei erfahrene Polit-Insider analysieren, warum die britische Regierung gegenüber Nigel Farage zu zögerlich agiert – und was das für die Zukunft der Mitte bedeutet.

The Rest Is Politics
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Die Episode "Ist Starmer zu ängstlich, sich Farage entgegenzustellen?" diskutiert die britische Migrationspolitik, die deutsche Nahost-Politik und die Frage, wie viel Kinder über Geopolitik wissen sollten. Alastair Campbell und Rory Stewart, beide ehemalige Labour-Insider, analysieren die Schwächen der Labour-Regierung im Umgang mit Nigel Farage und der Reform-Partei. Sie kritisieren, dass Starmer zu wenig gegen Desinformation vorgehe und stattdessen versuche, rechte Wähler:innen zu ködern. Ein Hörer namens Jacob wirft den etablierten Parteien vor, keine glaubwürdige Mitte mehr zu bieten. ### Die britisch-französische Migrationsvereinbarung sei zu halbherzig Die neue Rückführungsabkommen mit Frankreich werde als Fortschritt gelobt, aber gleichzeitig als verpasste Chance kritisiert. Stewart fordert, jede Person, die illegal über den Kanal einreist, sofort nach Frankreich zurückzuschicken – nur so wirke Abschreckung. Campbell ergänzt, die EU solle dieses Modell auf das Mittelmeer übertragen. ### Die deutsche Wende in der Nahost-Politik als Signal Bundeskanzler Merz habe militärische Lieferungen an Israel gestoppt, die im Gazakrieg eingesetzt werden könnten. Stewart sieht darin einen Wendepunkt für Deutschlands außenpolitische Identität, Campbell mahnt, die EU brauche endlich eine gemeinsame Strategie. ### Die mediale Polarisierung und die Rolle der Presse Beide Moderatoren beklagen, britische Medien würden Fakten verdrehen und Farage eine Plattform bieten. Campbell nennt Beispiele, in denen rechte Politiker:innen gezielt mit falschen Zahlen und Bildern Stimmung machen würden, ohne dass Labour konsequent dagegen vorgehe. ### Die Gefahr einer Fragmentierung des linken Lagers Jeremy Corbins geplante neue Partei könnte Labour-Stimmen kosten. Campbell warnt, Corbin werde von konservativen Medien instrumentalisiert, um die Regierung zu schwächen. Stewart betont, die Mitte müsse wieder glaubwürdig werden. ### Die Perspektive junger Wähler:innen Ein 23-jähriger Hörer äußert in einer Voice-Note tiefe Politikverdrossenheit: Keine Partei vertrete mehr rationale Mitte-Politik. Die Episode endet mit dem Appell, wieder eine Politik des „disagreeing agreeably" zu ermöglichen. ## Einordnung Das Format lebt von der Erfahrung zweier Insider, die Politik nüchtern analysieren. Campbell und Stewart nutzen ihre Netzwerke, um Hintergründe zu liefern – etwa aus dem Home Office oder aus Gesprächen mit europäischen Diplomat:innen. Gleichzeitig bleibt der Ton unterhaltsam, ohne polemisch zu werden. Die Diskussion zeigt jedoch auch Grenzen: Die Moderatoren sprechen primär aus einer westeuropäischen, zentristischen Perspektive. Die Sorgen von Geflüchteten oder Menschen in Krisenregionen tauchen kaum auf. Die Kritik an rechten Populist:innen ist deutlich, doch bleibt die Frage offen, wie Labour seine eigene Kommunikationsstrategie verbessern könnte. Die Episode ist eine gelungene Mischung aus Insider-Wissen und gesellschaftlicher Beobachtung – mit dem Appell, die Mitte neu zu beleben.