Stahl aber herzlich – Der Psychotherapie-Podcast mit Stefanie Stahl: Depression beim Ex-Partner: Zwischen Mitgefühl und Selbstschutz
Eine ehemalige Partnerin kämpft mit Schuldgefühlen und mangelnder Abgrenzung nach einer Trennung von ihrem depressiven Ex-Mann.
Stahl aber herzlich – Der Psychotherapie-Podcast mit Stefanie Stahl
52 min read3467 min audioIn dieser Folge von "Stahl aber herzlich" sitzt Elli auf Steffi Stahls Couch. Elli war 16 Jahre mit ihrem Mann zusammen, der vor vier Jahren depressiv wurde und sich seither stark verändert hat – von liebevoll zu aggressiv und reizbar. Die Trennung vor zwei Jahren war für Elli eine Befreiung, doch sie kann sich nicht wirklich von ihm lösen. Sie springt weiterhin ein, wenn er die Kinder nicht versorgen kann, und fühlt sich verantwortlich für sein Wohlbefinden.
### Elli könne sich nicht von ihrem depressiven Ex-Partner lösen
Elli berichtet: "Ich habe das Gefühl, dass ich ihn nicht ganz loslassen kann und darf. Und weil ich Angst habe, dass das dann noch schlimmer wird." Sie empfinde weiterhin Schuldgefühle, weil sie die Familie "zerstört" habe.
### Die Depression habe den Mann zu einer aggressiven Person gemacht
Stahl erklärt, dass sich männliche Depression oft in Reizbarkeit und Aggression äußere: "Das heißt, viele depressive Männer zeigen nicht Traurigkeit, sondern Reizbarkeit oder eben auch Aggression." Elli bestätigt: "Er war so garstig geworden... das war nicht mehr der Mensch, den ich geheiratet habe."
### Elli übernehme zu viel Verantwortung für andere
Stahl diagnostiziert ein "Helfer-Syndrom": "Du bist zu wenig bei dir selber. Du bist zu oft in dem Denken bei anderen." Elli erzählt aus ihrer Kindheit: "Ich habe immer dazwischen gestanden... das war halt einfach meine Aufgabe. Ich war das gute Kind."
### Die Grenzen zwischen Elternschaft und Partnerschaft seien verschwommen
Elli beschreibt ihr "Nestmodell": "Wir haben keine klare Trennung. Bei uns ist das verschwimmt alles." Sie habe immer noch den Schlüssel für seine Wohnung und sei seine "engste Vertraute".
### Das Selbstwertgefühl hänge von Leistung ab
Elli gesteht: "Ich habe das Gefühl, ich muss was tun, damit ich was wert bin." Diese Überzeugung habe sie bereits in der Kindheit entwickelt, als sie sich verantwortlich für die Familienharmonie fühlte.
## Einordnung
Stefanie Stahl führt hier ein klassisches Therapiegespräch mit klarem Fokus auf die psychologische Analyse der Klientin. Die Gesprächsführung ist professionell und empathisch, ohne wertende Urteile. Stahl nutzt ihre Expertise, um Elli zu helfen, ihre Muster zu verstehen – insbesondere das "Helfer-Syndrom" und die mangelnde Abgrenzung. Die Analyse bleibt auf der individuellen Ebene und vermeidet es, den depressiven Ex-Partner zu pathologisieren oder zu stigmatisieren. Stattdessen wird deutlich, wie sehr Elli in ihrer alten Rolle als "gutes Mädchen" verhaftet ist und wie diese Prägung ihre aktuelle Situation prägt. Die Folge bietet wertvolle Einblicke in die Dynamik von Trennungen bei psychischer Erkrankung eines Partners und die damit verbundenen Schuldgefühle der Angehörigen. Die Botschaft ist klar: Elli muss lernen, sich selbst wertzuschätzen – unabhängig von ihrer Hilfsbereitschaft.
Hörempfehlung: Diese Folge lohnt sich für alle, die sich in ähnlichen Situationen wiedererkennen und lernen wollen, bessere Grenzen zu ziehen.