Table Today: Fehlt Deutschland ökonomischer Sachverstand, Herr Werner?
Unkommentiertes CEO-Interview mit DM-Chef über Politik, Wirtschaft und die Zukunft des Drogeriemarktes.
Table Today
50 min read2129 min audioIm ersten CEO-Format von "Table Today" spricht Alexander Wiedmann mit Christoph Werner, dem Chef von DM Drogeriemarkt. Werner kritisiert die Bundesregierung mit der Note "E for effort", fordert längere Legislaturperioden und Amtszeitbegrenzung, spricht sich gegen die Mütterrente aus und beklagt mangelndes ökonomisches Verständnis in Politik und Gesellschaft. Er erklärt DM's Erfolg durch konsequente Kundenorientierung, bestätigt den Start einer DM-Online-Apotheke und berichtet über den wachsenden Gesundheits- und Bio-Trend.
### DM-Chef sieht politischen Reformstau
Werner attestiert der schwarz-roten Koalition zu wenig konkrete innenpolitische Ergebnisse: "Sie bemühen sich natürlich, die Dinge voranzubringen. Aber am Ende ist entscheidend, was wirklich gemacht wird und nicht was angekündigt wird."
### Forderung nach sechsjährigen Legislaturperioden
Als Lösung für Reformstau plädiert Werner für längere Wahlperioden: "Die Herausforderung bei vier Jahren ist, dass der Wahlkampf schon einsetzt zu einem Zeitpunkt, wo Reformen noch nicht wirklich anfangen konnten, sich zu beweisen."
### Kritik an fehlendem Wirtschaftsverständnis
Werner moniert: "Soziale Marktwirtschaft, welches ja ein Erfolgsmodell gewesen ist, welches wirklich beispielhaft war in der Welt, ist sehr sehr wenig vorhanden bei den Menschen, wenn ich mit denen spreche."
### DM startet Online-Apotheke
Bestätigt wird der geplante Markteintritt: "Es hat angefangen, ist aber noch nicht zu Ende. Insofern diese Aussage ist weiterhin valide." Verschreibungspflichtige Medikamente sollen ausgenommen bleiben.
### KI als Chance statt Bedrohung
Werner sieht KI als Befreiung von Routineaufgaben: "Die entscheidende Frage ist, wie gehen wir denn mit Veränderung um? [...] wenn ich sozusagen Lust auf Zukunft habe, ist Veränderung ein Aufbruch in die Zukunft."
## Einordnung
Das Format präsentiert sich als klassisches CEO-Interview ohne journalistische Gegenrede. Wiedmann stellt zwar kritische Fragen, lässt jedoch unbelegte Behauptungen wie das vermeintlich mangelnde Wirtschaftsverständnis in Politik und Gesellschaft stehen. Die Diskussion bleibt auf eine neoliberale Wirtschaftsperspektive beschränkt, alternative Sichtweisen fehlen. Besonders problematisch wirkt Werners pauschale Kritik an Geflüchteten, die sich "bedienen lassen" würden - eine These, die ohne empirische Belege bleibt und stereotype Zuschreibungen bedient. Die fehlende Distanz des Interviewers zu teils kontroversen Positionen zeigt die Grenzen des Formats auf, das eher Imagepflege als kritische Auseinandersetzung bietet.
Hörempfehlung: Wer unkommentierte Managementperspektiven auf deutsche Politik und Einzelhandel sucht, bekommt hier einen Einblick. Für kritische Analysen der dargestellten Positionen ist das Format ungeeignet.