ChinaPower: China’s Influence in Pharmaceutical Supply Chains: A Conversation with Dr. Yanzhong Huang
Die ChinaPower-Folge zeigt, wie sehr US-Medikamentenversorgung von China abhängt – und warum ein Rückzug teurer und riskant wäre.
ChinaPower
29 min read2026 min audioIn der ChinaPower-Podcast-Folge "China's Growing Influence in the Global Pharmaceutical Industry" erläutert Dr. Yanzhong Huang, Senior Fellow for Global Health beim Council on Foreign Relations, wie China vom günstigen Billigproduzenten zum globalen Pharmainnovationszentrum aufgestiegen sei. Die Diskussion spannt sich von der atomisierten Lieferkette – bei der ein einzelnes Medikament Rohstoffe aus Brasilien, Zwischenprodukte aus China und Verpackung in den USA durchlaufe – bis zur strategischen Abhängigkeit der USA von chinesischen Antibiotika-Grundstoffen (angeblich fast 90 % der API-Kapazität). Huang betont, dass Peking seit der Strategie "Made in China 2025" gezielt Biotech-Innovation fördere und westliche Unternehmen durch regulatorische Erleichterungen, Fördergelder und Rückholprogramme für Wissenschaftler:innen an sich binde. Besonders brisant: Während der Pandemie habe die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua eine mögliche Exportrestriktion für Medikamente gegen die USA ins Spiel gebracht – ein Drohpotenzial, das Washington dazu veranlasste, die pharmazeutische Versorgung zur nationalen Sicherheitsfrage zu erklären. Abschließend warnt Huang, dass die bislang gegenseitige Abhängigkeit – US-Firmen kontrollierten 65 % des chinesischen Immunologiemarktes – zugunsten Chinas schwinde, weil dessen Biotech-Sektor rapide aufhole. Als Ausweg plädiert er für "gezieltes De-Risking": strategische Rückholung kritischer Antibiotika statt vollständiger Reshoring, Diversifizierung bei vertrauenswürdigen Partnern und ein "Abschreckung durch Verweigerung", das Pekings Erpressungsoptionen minimiere.
### China beherrsche 70–90 % der globalen Produktion bei Vitamin C, Penicillin und zentralen Zwischenprodukten
Huang zufolge kontrolliere China rund 70 % des weltweiten Vitamin-C-Outputs, 90 % der Penicillin-Produktion und 80 % des Zwischenprodukts 6-APA für Amoxicillin. „So this near monopoly threatens infection treatments, that was evidenced by shortages during geopolitical tensions.“
### US-Importe seien indirekt noch stärker von China abhängig als offizielle Zahlen vermuten lassen
Direkt stammten nur 6 % der in den USA abgegebenen Fertigarzneimittel aus China, doch über indische Zwischenhändler, die ihrerseits 68–75 % ihrer APIs aus China beziehen, steige die tatsächliche Abhängigkeit auf über 25 %. „It’s like having a backup generator that uses the same power grid.“
### Die Pandemie habe aus einer Nischen-Debatte eine nationale Sicherheitsfrage gemacht
Nachdem Xinhua am 4. März 2020 mit Exportrestriktionen gedroht habe, „the United States will fall into what they call the hell of COVID-19“, habe die US-Regierung den Verteidigungsproduktionsgesetz aktiviert und die FDA angewiesen, die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu reduzieren.
### Reshoring allein sei weder finanziell noch zeitlich realistisch
Neue Fabriken bräuchten fünf bis zehn Jahre, die US-Kosten lägen 30–40 % über chinesischen Preisen, und die strategische API-Reserve umfasse nur 1 % des Bedarfs. Stattdessen empfehle Huang priorisierte Rückholung bei Antibiotika und lebenswichtigen Krankenhausmedikamenten sowie Diversifizierung bei vertrauenswürdigen Partnern.
## Einordnung
Die Episode präsentiert sich als nüchterne Fachanalyse, bleibt aber in der Perspektive auf US-amerikanische Sicherheitsinteressen fixiert. Chinesische Akteur:innen kommen nur als strategische Gegenspieler:innen vor, während etwa indische oder europäische Expert:innen fehlen. Die Argumentation basiert überwiegend auf US-Think-Tank-Berichten und vermittelt eine klare Machtasymmetrie: China als potenzieller Erpresser, die USA als exponiertes Opfer. Dass westliche Pharmaunternehmen gleichzeitig 65 % des chinesischen Immunologiemarktes kontrollieren, wird zwar erwähnt, bleibt aber rhetorisch unterbelichtet. Die Expertise von Dr. Huang ist unbestritten, doch der Interviewer führt kaum nach, wenn es um Umwelt- und Sozialstandards in chinesischen Chemieparks oder um die globale Verantwortung für Arzneimittelversorgung geht. Die Folge liefert wertvolle Einblicke in Lieferkettenrisiken, bleibt aber im geopolitischen Rahmen der US-Sicherheitsdebatte gefangen.