Paul Ronzheimer und Michael Bröcker (Chefredakteur Table Media) diskutieren in einer Nacht-Sondersendung die aktuellen Koalitionsverhandlungen im Kanzleramt. Das zentrale Thema ist die Große Koalition unter Kanzler Friedrich Merz, die sich über strittige Punkte wie Bürgergeldreform, Verbrenner-Aus und Verkehrsinfrastruktur einigen muss. Dabei zeigt sich: Die Koalition ist geprägt von Misstrauen, mangelnder Kommunikation und internen Machtkämpfen. Trotz inhaltlicher Annäherung bei vielen Themen, scheitert es an der öffentlichen Wahrnehmung und der Fähigkeit, gemeinsame Erfolge zu kommunizieren. Die SPD sieht sich durch die Union unter Druck gesetzt, während Unionspolitiker:innen Unmut darüber äußern, dass Merz innenpolitisch zu wenig durchsetzt. Die Episode zeigt auch, wie sehr die Koalition unter den niedrigen Umfragewerten und dem Erwartungsdruck der Wirtschaft leidet. ### 1. Beide Parteien wissen, dass das Bürgergeld ein Desaster ist, was die Leistungsgerechtigkeit betrifft Michael Bröcker betont, dass sich Union und SPD darin einig seien, dass das Bürgergeld reformiert werden müsse: „Beide Parteien wissen, dass das Bürgergeld ein Desaster ist, was die Leistungsgerechtigkeit, was das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit in Deutschland betrifft.“ Streit gebe es nur noch um Details, etwa wie stark Sanktionen bei Verweigerern von Arbeit ausgestaltet werden könnten. ### 2. Beim Verbrenner-Aus wurde ein Kompromiss erzielt: Ausnahmen für Hybride und Range Extender Die Koalition habe sich geeinigt, bestimmte Hybridformen und sogenannte Range Extender (kleine Benzin-Generatoren zur Reichweitenerhöhung) vom EU-weiten Verbrennerverbot ab 2035 auszunehmen. Bröcker erklärt: „Es gibt Ausnahmen... der Range Extender... der wird nur dann angeschaltet... wenn man die Elektroreichweite erhöhen will.“ Die Autoindustrie erhalte so Planungssicherheit, ohne das EU-Ziel komplett aufzuweichen. ### 3. Die Kommunikationsstrategie der Koalition ist defizitär Bröcker kritisiert, dass Friedrich Merz öffentlichkeitswirksam „Top-down“-Ansagen mache, was bei der SPD für Frust sorge: „Wenn Friedrich Merz... sagt, das mache ich jetzt mal Top-down... dann lassen die doch erst recht den Referentenentwurf noch mal eine Woche liegen.“ Die Folge: Verzögerungen und gegenseitiges Misstrauen statt gemeinsamer Kommunikation. ### 4. Die Koalition ist trotz gemeinsamer inhaltlicher Nähe von gegenseitigem Misstrauen geprägt Trotz inhaltlicher Annäherung bleibe das Misstrauen bestehen. Bröcker: „Die Organisationen trauen der anderen nicht über den Weg und arbeiten gegeneinander.“ Auch auf Minister*innenebene würden sich Blockaden entlang parteipolitischer Lager bilden, was die Umsetzung von Projekten verzögere. ### 5. Die CDU-Fraktion fordert von Merz mehr Durchsetzungskraft in der Innenpolitik Innerhalb der Union wachse der Unmut, dass Merz innenpolitisch zu wenig liefere: „Die blickt skeptisch, fast argwöhnisch auf ihren Kanzler... So gut er in der Außenpolitik wirkt... so sehr ist ihm allmählich die Ungeduld spürbar.“ Die Erwartung sei, dass Merz seine Mehrheit gegenüber der SPD deutlicher einbringe, um konservative Politik durchzusetzen. ## Einordnung Der Podcast liefert zwar Insider-Informationen aus dem Koalitionsausschuss, bleibt aber in der Analyse an der Oberfläche. Bröcker und Ronzheimer wiederholen viele Beobachtungen, die in jüngsten Medienberichten ebenfalls zu finden sind – etwa das Problem der „Top-down“-Kommunikation Merz’ oder das Hick-Hack um Bürgergeld-Sanktionen. Kritisch bleibt der Blick auf das „Wie“: Es dominieren vor allem parteipolitische Interessenlagen, persönliche Animositäten und Machtspielchen. Die Diskussion bleibt weitgehend deskriptiv, ohne zu hinterfragen, warum bestimmte (technokratische) Debatten wie das Verbrenner-Aus oder Bürgergeld-Hinzuverdienstmodelle überhaupt so stark emotionalisiert werden. Es fehlt eine Analyse der gesellschaftlichen Narrative, die diesen Debatten zugrunde liegen – etwa Angst vor sozialem Abstieg oder Technologiefeindlichkeit. Auch werden keine Expert*innen oder Betroffene zu Wort kommen, sodass die Perspektive auf Politik als Selbstzweck bleibt. Letztlich ist „RONZHEIMER.“ ein journalistisch ambitioniertes Format, das aber in dieser Folge zu stark innenpolitische Gerüchteküche und Interessengeplänkel wiedergibt, ohne über die Berliner Blase hinauszublicken. Hörempfehlung: Nur wer die aktuellen Koalitionsstreitereien auf Bereichert-Ebene verfolgen will, findet hier kurzweilige Unterhaltung – für tiefere Einblicke oder Perspektivenvielfalt sollte man woanders hinhören.