Der F.A.Z.-Podcast für Deutschland diskutiert mit den Korrespondenten Reinhard Bingener und Markus Wehner deren Buch über den „stillen Krieg“ Russlands gegen Westeuropa. Sie erläutern, dass Moskau gezielt Desinformation, Sabotage und sogenannte „Low-Level-Agenten“ nutze, um Bevölkerung und Politik zu verunsichern, das Vertrauen in staatliche Institutionen zu untergraben und so die Handlungsfähigkeit Deutschlands und der Nato zu schwächen. Die Autoren kritisieren, dass deutsche Sicherheitsstrukturen und politische Mehrheiten für notwendige Grundgesetz-Änderungen fehlten, während die Bundesregierung die Eskalationsstrategie Putins lange unterschätzt habe. ### Sabotage mit Bauschaum und Davidsternen Die wohl auffälligste Operationsmethode seien Einmal-Agenten, über Telegram rekrutierte, oft russlandfreundliche Männer, die für einige hundert Euro Graffitis sprühen, Autos blockieren oder Militärgelände auskundschaften. In zwei Fällen seien solche Täter zufällig gestoppt worden: einmal mit Bauschaum zum Versiegeln von Auspuffrohren, ein anderes Mal beim Aufmalen von Davidsternen in Frankreich, um Spaltung zwischen pro-israelischen und pro-palästinensischen Gruppen zu fördern. ### Ziel: Politisches System lähmen Langfristig ziele der hybride Angriff darauf ab, die nötige Zweidrittelmehrheit für Verteidigungsfälle im Bundestag zu blockieren und die Glaubwürdigkeit der Bündnisse zu unterhöhlen, sodass Einzelstaaten bereit wären, sich Moskau anzunähern. Ein geleaktes Papier einer Kreml-Agentur habe 2022 offengelegt, die AfD von 10 % auf 20 % in Umfragen zu pushen. ### Gefahr durch deutsche Nachlässigkeit Die Experten monieren, Deutschland habe seine Verteidigungs- und Zivilschutzstrukturen weitgehend abgebaut und leide unter überholter Trennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit. Die Debatte um Bundeswehr-Drohnenabschüsze oder eine Wehrpflicht zeige, dass nötige Grundgesetz-Änderungen wegen fehlender Mehrheiten kaum möglich seien. ### Machtillusion Russlands Trotz aller Risiken sei Russland militärisch und technologisch schwächer als es wirke; Putins Strategie bestehe darin, Schwäche durch demonstrative Eskalation zu verdecken. Die Gefahr entstehe vor allem durch die deutsche Verunsicherung und die Geschwindigkeit der eigenen Reformen. ## Einordnung Der F.A.Z.-Podcast liefert journalistisch professionell recherchierte Informationen über hybride Bedrohungen und stützt sich auf eigene Recherchen sowie hochrangige Experteninterviews. Die Moderation führt systematisch durch verschiedene Themenbereiche, lässt Autoren differenziert zu Wort kommen und fordert sie mit kritischen Nachfragen heraus. Die Sendung verzichtet auf übertriebene Dramatik und differenziert zwischen Fakten, Einschätzungen und noch offenen Fragen. Besonders bemerkenswert ist die klare Benennung politischer Handlungsbedarfe – etwa die Notwendigkeit grundgesetzlicher Reformen oder schnellerer Entscheidungsprozesse – ohne dabei parteipolitische Lager zu bevorzugen. Gleichwohl bleibt die Perspektive klar westlich, russische Sichtweisen fehlen vollständig. Der Beitrag versteht sich als Aufklärung und Appell zur Wachsamkeit; wer sich für sicherheitspolitische Fragen interessiert, erhält hier eine kompakte, faktenreiche Analyse, die zum Weiterdenken anregt. Hörempfehlung: Wer sich sachlich und fundiert über hybride Bedrohungen und deutsche Sicherheitslücken informieren will, findet hier eine klare, wenn auch einseitige Quelle.