Geschichten aus der Geschichte: GAG526: Nanga Parbat Schicksalsberg
Die Geschichte des Nanga Parbat – vom ersten todbringenden Aufstieg 1895 über die NS-Heldenmythen bis zur dramatischen Erstbesteigung 1953.
Geschichten aus der Geschichte
3585 min audioDie Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer erzählen in Folge 526 die Geschichte des Nanga Parbat – des „Schicksalsbergs der Deutschen“. Daniel Meßner zeichnet den dramatischen Wettlauf um die Erstbesteigung des 8125 m hohen Berges im Westhimalaya nach. Ausgangspunkt ist der gescheiterte und tödlich verlaufene Aufstieg des britischen Bergsteigers Albert Mummery 1895. Die deutschen Expeditionsversuche ab 1932, insbesondere 1934 und 1937, enden in Katastrophen mit Dutzenden Toten. Die nationalsozialistische Propaganda stilisiert diese Todesfällen zu Heldenopfern und instrumentalisiert das Bergsteigen als „vaterländische Aufgabe“. Erst 1953 gelingt Hermann Buhl als erstem Menschen die Erstbesteigung – ohne Sauerstoffgerät, dafür unter massivem Drogenkonsum (Pervitin) und nach 41 Stunden Gipfelanstieg mit tödlicher Übernachtung in der Todeszone. Die Episode zeigt detaliert, wie Alpinismus von einer Sportart zur nationalen Prestigeangelegenheit wurde – und welche physischen wie psychischen Grenzen dabei ignoriert wurden.
### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt
Die Mutter aller Stablecoins habe keine verlässliche Deckung, erkläre Zeile. Es gebe Spekulationen, "dass Tether gar nicht so gedeckt ist, wie sie das immer behaupten". Auch sei der Hintergrund der Betreiber und deren Verbindungen in die Finanzwelt "nicht ganz sauber". Hinzu kämen juristische Auseinandersetzungen mit der US-Justiz, weil Tether angeblich Kriminellen helfe soll, Geld zu waschen. Zeile: "Das ist jetzt auch keine neue Erkenntnis, aber das wird immer größer."
### Bitcoins Marktmacht werde unterschätzt
Die Marktkapitalisierung sei ein Trugschluss, sagt Zeile. Viel relevanter sei, dass "durch Bitcoin jeden Tag Transaktionen in Milliardenhöhe abgewickelt werden". Dadurch entstehe ein "Riesen-Finanzsystem", das sich vom traditionellen Banken- und Zahlungsverkehr löse. Für ihn sei Bitcoin deshalb "nicht nur ein Spekulationsobjekt, sondern ein funktionierendes Zahlungs- und Finanzsystem".
### Libra könnte Staaten gefährden
Der Vorschlag von Facebook/Meta, eine eigene Währung herauszugeben, sei "ein Angriff auf die Geldpolitik von Staaten", meint Zeile. Wenn eine Privatfirma parallel zu staatlichen Währungen ein globales Zahlungsmittel auflege, verliere die Notenbank die Kontrolle über Geldangebot und -politik. Damit werde "die Souveränität von Staaten untergraben" und eine "Parallelwirtschaft" geschaffen.
### China entwickle digitales Zentralbankgeld massenhaft
Während der Westen diskutiere, fahre China bereits "die zweite Runde", sagt Zeile. Die Volksrepublik teste ihren digitalen Yuan in Pilotregionen mit Millionen von Bürger:innen. Das Zentralbankgeld (CBDC) werde "in großem Stil" ausgerollt und könnte Standards setzen, bevor andere Staaten überhaupt starten. Langfristig drohe dem Westen, "dass chinesische Technologie und Standards weltweit übernommen werden".
### Stablecoins seien systemrelevant – aber unkontrolliert
Trotz fehlender Regulierung würden Stablecoins wie Tether oder USDC bereits "riesige Volumina" bewegen, so Zeile. Viele Krypto-Börsen nutzen sie als Ersatz für klassische Währungen, weil Transaktionen schneller und günstiger seien. Dadurch entstehe ein "paralleles Finanzsystem", das regulatorisch kaum erfasst sei. Zeile: "Die sind einfach da, und keiner weiß so richtig, was damit passiert."
## Einordnung
Der Podcast folgt dem bewährten „Geschichten aus der Geschichte“-Format: Ein Historiker:innen-Duo erzählt sich gegenseitig unbekannte Episoden. Die Episode überzeugt durch stringenten Aufbau und intensive Recherche. Besonders gelungen: Die Verknüpfung von Sport-, Politik- und Wirtschaftsgeschichte. Die Moderator:innen arbeiten kritisch auf, wie NS-Propaganda Alpinismus vereinnahmte, ohne dabei in billige Heroisierung zu verfallen. Sie thematisieren militante Sprache („angreifen“, „Sturm“), mangelnde Vorbereitung und Drogenkonsum. Allerdings bleiben einige Perspektiven unausgeschöpft: Die Sicht der pakistanischen Träger:innen und Sherpas, die meist nur als „Helfer“ genannt werden, wäre wünschenswert. Die Kosten- und Umweltbilanz der Expeditionen bleibt unerwähnt. Auch wäre ein stärkerer Fokus auf die Nachkriegs-Aufarbeitung der NS-Vereinnahmung spannend. Insgesamt liefert die Episode aber eine informative, schnell erzählte Geschichte über den Wandel vom „fair means“-Sport zur nationalen Prestige- und Propaganda-Inszenierung – mit den bekannten, fatalen Folgen für die Beteiligten.
Hörempfehlung: Ja – spannende, recherchierte Geschichte über den Preis von Heldenkult und verkannten Risiken.