Der Podcast „Was tun?“ geht der Frage nach, warum junge Männer zunehmend rechte und antifeministische Ideologien übernehmen und wie man dem mit Präventionsarbeit online wie offline begegnen kann. Gast ist Tobi Spiegelberg vom Bildungsprojekt Detox Identity, der in Schulworkshops mit Jugendlichen Geschlechterbilder hinterfragt, sowie Caspar Weimann vom Kollektiv onlinetheater.live, das mit der fiktiven KI-Figur „Mike“ gezielt in TikTok-Algorithmen der Manosphere eingreift, um Jungen eine empathische Alternative zu Influencern wie Andrew Tate zu bieten. Beide berichten über gelungene Gespräche, Widerstände und den langen Weg, Selbstwirksamkeit und reflektierte Männlichkeit zu stärken. ### Junge Männer suchten online nach Orientierung und fänden dort gefährliche Vorbilder Tobi Spiegelberg beschreibt, dass viele Jungs „im analogen Leben keinen Halt“ spürten, weshalb sie sich auf Plattformen an Figuren wie Andrew Tate orientierten, die ihnen ein scheinbar klares Leitbild vermittelten. ### Schulworkshops müssten zunächst Vertrauen aufbauen, statt direkt zu korrigieren Statt mit dem erhobenen Zeigefinger zu kontern, würden die Bildner:innen erst „woher die Meinungen kommen“ erkunden, um dann irritierende Gegenfragen zu stellen und Jugendliche zur Selbstreflexion zu bringen. ### Die TikTok-Figur „Mike“ nutze Manosphere-Vokabular, um Sichtbarkeit zu erlangen Caspar Weimann erklärt, sie hätten gezielt populäre Hashtags übernommen, sodass die empathische Anti-Tate-Figur den betreffenden Jungen im Feed erscheine und ihnen dort „du darfst schwach sein“ vermittle. ### Ab der neunten Klasse wirkten Einstellungen oft bereits verhärtet In jüngeren Klassen sei Offenheit größer, mit steigendem Alter beobachteten die Trainer:innen „sehr festgefahrene“ Positionen und offene Ablehnung, sobald Geschlechterstereotype infrage gestellt würden. ### Private Nachrichten zeigen, dass sich manche Jungen aus der Manosphere lösen Weimann berichtet von zahlreichen Direktnachrichten, in denen Nutzer dankbar feststellen, durch „Mike“ erstmals eine Auswegsperspektive aus der Radikalisierungsspirale zu erkennen. ### Langfristig brauche es mehr Männerbilder in der Gesellschaft Beide Gäste plädieren dafür, bereits in der Schule vielfältige Männlichkeitsentwürfe zu normalisieren, damit Jungs sich „so fühlen dürfen, wie sie sind“, ohne sich an ein einziges, oft toxisches Ideal anpassen zu müssen. ## Einordnung Die Sendung präsentiert zwei praxisnahe Ansätze gegen rechte Radikalisierung junger Männer und erklärt anschaulich, wie digitale und analoge Bildungsarbeit ineinandergreifen können. Die Moderation bleibt durchgehend wertschätzend, stellt klare Fragen und überlässt den Expert:innen die Deutungshoheit. Kontroverse Positionen der Manosphere werden zitiert, aber nicht unkritisch wiederholt; stattdessen liegt der Fokus auf Gegenstrategien. Fehlende Perspektiven zeigen sich kaum: Weder Sozialarbeiter:innen noch betroffene Jungs kommen selbst zu Wort, wodurch die Einschätzung letztlich auf den beiden Projektebene beruht. Insgesamt liefert die Episode eine erfrischend lösungsorientierte Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlich brisanten Thema, ohne Schwarz-Weiß-Malerei oder moralisierende Attitüde.