Víðsjá: Hanna Björk Valsdóttir, Moulin Rouge
Ein gemütliches isländisches Kulturgespräch mit einer preisgekrönten Dokumentarfilmproduzentin über ihre Arbeit an einem neuen Filmprojekt.
Víðsjá
2973 min audioDer isländische Kulturpodcast „Víðsjá“ empfängt die preisgekrönte Dokumentarfilm-Produzentin Hanna Björk Valsdóttir. Sie spricht über ihre Arbeit an der Dokumentation „Jörðin undir fótum okkar“ (Die Erde unter unseren Füßen), die beim Reykjavík International Film Festival (RIFF) Premiere feiert. Die Filmemacherin Ylfa Roca Fannberg begleitet darin geologische Zeiträume in Island, Spanien und Japan. Hanna Björk berichtet von ihrer fast 20-jährigen Zusammenarbeit mit Ylfa, den Herausforderungen des Produzentenberufs und den Branchenveränderungen durch Streaming-Plattformen. Moderiert wird das lockere Gespräch von Halla Harðardóttir und Melkorka Ólafsdóttir.
### 1. Preis als Anerkennung für langjährige Produzentenarbeit
Hanna Björk Valsdóttir habe kürzlich die Hauptpreise für Produzenten bei der Nordischen Panorama, dem größten nordischen Filmfestival, gewonnen. Diese Auszeichnung gelte als „Ehrentitel“ für Produzenten, die über Jahre hinweg gemeinsam gearbeitet hätten und sei eine Anerkennung ihres bisherigen Werdegangs, wie sie erklärt. Die Moderatorin bezeichnete dies als „riesige Ehre“. Die Preisverleihung sei keine Wettbewerbssituation, sondern eine Würdigung der kontinuierlichen Arbeit in der Dokumentarfilmbranche.
### 2. Dramatische Veränderungen in der Filmbranche durch Streaming
Die Filmbranche habe sich in den letzten vier bis fünf Jahren „enorm schnell verändert“, sagt Hanna Björk. Die Einführung von Streamingdiensten und das Eintreten „großer Akteure“ habe zu einem sehr viel stärkeren Wettbewerb geführt. Gleichzeitig eröffneten sich aber auch viele neue Möglichkeiten. Als Produzentin befinde man sich nun in einem Spannungsfeld zwischen erhöhtem Konkurrenzdruck und erweiterten Chancen, was die Branche „irgendwie beides“ mache.
### 3. Intensive künstlerische Zusammenarbeit mit Ylfa Roca Fannberg
Die Produzentin arbeitet seit 2005 kontinuierlich mit der Regisseurin Ylfa Roca Fannberg zusammen. Sie habe sich bei einer Vorführung von Ylfas erstem Film über Grímsey kennengelernt und anschließend sofort bei deren nächstem Projekt mitgewirkt. Diese Zusammenarbeit bestehe seitdem ununterbrochen. Beide seien „sehr, sehr einig“ darüber, welche Wege sie einschlagen wollten und wie sie sich dem Stoff nähern wollten. Hanna Björk beschreibt Ylfa als „sehr präzise“ und „sehr disziplinierte Künstlerin“, was das gemeinsame Arbeiten „sehr sicher“ mache.
### 4. Dokumentarfilm „Die Erde unter unseren Füßen“ als poetische Reise
Der Film behandle den geologischen Zeitraum und die Frage, wie Menschen sich mit diesem verbinden können. Er zeige drei Orte weltweit: Island, Spanien und Japan. Die Regisseurin reise zu diesen Orten, suche nach geologischen Hinweisen auf die Zeit und versuche, sich mit dem Land zu verbinden und zu verstehen, wie man sich mit diesem „großen Bild von Jahrmillionen“ verbinden könne. Hanna Björk beschreibt den Film als „sehr poetisch und sehr besonderes Werk“, das dem Zuschauer „Zeit zum Genießen“ gebe und sich wie das „Betreten einer Traumwelt“ anfühle.
### 5. Klangbild als tragendes Element
Die Soundlandschaft spiele eine herausragende Rolle im Film und sei „einer der Hauptakteure“, wie die Produzentin betont. Die Zuschauer würden quasi der Erde lauschen. Dies erfordere gute Zusammenarbeit mit Toningenieuren und Musikern. Das klangliche Element sei essentiell für die filmische Umsetzung und trage maßgeblich zur besonderen Atmosphäre bei, die den Zuschauer in einen meditativen Zustand versetze.
## Einordnung
Als Unterhaltungsformat für Kulturinteressierte bietet dieser Podcast-Einspieler eine entspannte, fast schon gemütliche Atmosphäre. Die Moderatorinnen führen das Gespräch mit der Produzentin wie in einem Wohnzimmer, schwelgen in Erinnerungen und loben wiederholt die Ästhetik der Filmarbeit. Die journalistische Distanz bleibt gering: Kritische Fragen zur Finanzierung, zur tatsächlichen Reichweite dokumentarischer Arbeiten oder zur Repräsentanz verschiedener Perspektiven in den Filmen werden nicht gestellt. Stattdessen dominiert eine bestätigende Grundstimmung, die vor allem die künstlerische Vision und die persönliche Beziehung zwischen Produzentin und Regisseurin betont. Der Fokus liegt auf positiven Emotionen und der Visualisierung von „schönen Naturbildern“ sowie der „poetischen“ Annäherung an geologische Zeiträume. Diese Inszenierung von Kunst als harmonisches Erlebnisprodukt mag unterhaltsam sein, bietet aber wenig Analyse der gesellschaftlichen Relevanz oder des politischen Potenzials dokumentarischer Filmarbeit. Es bleibt bei einer oberflächlichen Würdigung ohne inhaltliche Durchdringung.