Im letzten Streich von "Kemferts Klimapodcast" blickt die Energie- und Klimaökonomin Prof. Claudia Kemfert gemeinsam mit MDR-Moderator Christian Schönlich auf vier Jahre Klimapodcast zurück. Sie rekapitulieren ihre Lieblingsfolgen (z. B. über Greenwashing der Ölkonzerne oder die Gaskrise 2022), sprechen über den aktuellen Monitoringbericht von Wirtschaftsministerin Katharina Reiche und kritisieren geplante Kürzungen bei der PV-Förderung. Ein Rückblick auf die erste Folge von 2021 zeigt, wie viel von der Klimapolitik der Ampel übrig bleibt: Erneuerbare-Ausbau, Deutschlandticket und ein halbwegs intaktes Gebäudeenergiegesetz. Zum Abschluss verraten die Macher:innen, dass ein neuer ARD-Klimapodcast mit Kemfert als Expertin geplant ist. ### 1. Monitoringbericht als Blaupause für die Energiewende Reiche beauftragte zwei Institute, den Stand der Energiewende bis 2030 zu durchleuchten. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass 80 % Erneuerbare im Strommix bis 2030 erreichbar seien, wenn man "verbesserte Methodiken" nutze. Kemfert stimmt der Analyse grundsätzlich zu, warnt jedoch: "Dieser Bericht macht keine Kostenanalyse und er rechnet Investitionen aus, aber die Kosten des Energiesystems ... findet man darin nicht." ### 2. Förderstopp für Solar-Dächer wird heftig kritisiert Reiche plant, die feste Einspeisevergütung für neue Photovoltaikanlagen abzuschaffen. Kemfert hält dagegen: "Das senkt die Investitionssicherheit und könnte auch den Ausbau bremsen." Sie argumentiert, staatliche Förderung sei keine "Geschenk" an wohlhabende Hausbesitzer, sondern Investition in Versorgungssicherheit, Bürgerbeteiligung und soziale Teilhabe. ### 3. Bilanz der Ampel: Fortschritte, aber viel Stückwerk Die Ampel habe mit hohen Ausbauzielen und beschleunigten Genehmigungen "den Weg geebnet, aber nicht zu Ende gebaut", bilanziert Kemfert. Das Gebäudeenergiegesetz sei durch Lobbyeinflüsse und politische Attacken "verwässert", das Deutschlandticket drohe an mangelnder Finanzierung zu scheitern. ### 4. Klima-Konferenzen: Glasgow bleibt wichtigster Meilenstein Unter den letzten Weltklimakonferenzen nennt Kemfert Glasgow 2021 als "wichtigsten", weil fast alle Staaten dort verbindlich versprachen, ihre Klimapläne nachzuschärfen. Dubai 2023 habe zwar erstmals das Ende fossiler Energien in einem UN-Beschluss erwähnt, sei aber "historisch" geblieben, weil viele Zusagen nicht finanziell gedeckt seien. ### 5. Neuer ARD-Klimapodcast angekündigt Zum Abschluss verraten die Macher:innen, dass ein Nachfolgeprojekt kommt: ein gemeinsamer Podcast von MDR und NDR mit Reportagen aus dem ARD-Auslandsnetzwerk, der "noch in diesem Herbst" starten soll. Kemfert bleibt als Expertin mit dabei. ## Einordnung Die Abschiedsfolge funktioniert als Mischung aus Rückblick, aktueller Analyse und Teaser für ein neues Format. Das Gespräch bleibt durchgehend sachlich und evidenzbasiert: Kemfert präsentiert komplexe Zusammenhänge (Netzausbau, Speicher, soziale Verteilung) anschaulich und differenziert. Besonders gelungen ist die Kritik an der drohenden Abschaffung der Solar-Förderung, die entlang ökonomischer, ökologischer und sozialer Argumente geführt wird und dabei klare Gegenfragen an die Politik richtet. Auffällig ist zudem, wie selbstkritisch die Ampel-Bilanz gezogen wird – ohne parteipolitische Schützenhilfe. Einzig der neue Podcast wird noch sehr vage angekündigt; Details bleiben offen. Insgesamt liefert die Episode eine informative Bestandsaufnahme der deutschen Energiewende und bietet einen überzeugenden Einstieg für Neuhörer:innen, die die Serie nachträglich entdecken wollen.