In ihrem Newsletter argumentiert die Journalistin und Gründerin der neuen Medienplattform "The Nerve", dass ein kürzliches Schuldeingeständnis eines politischen Weggefährten von Nigel Farage weitreichende Implikationen hat, die von den britischen Mainstream-Medien ignoriert werden. Der Politiker Nathan Gill gab zu, "mit Russland verbundene Bestechungsgelder" angenommen zu haben. Die Autorin stellt dies nicht als Einzelfall dar, sondern als Einfallstor in ein Netzwerk, das darauf abzielt, Wahlen in der Ukraine und den USA zu destabilisieren. Sie zieht direkte Verbindungen von diesem Fall zu Schlüsselfiguren der russischen Einflussnahme, insbesondere zu Konstantin Kilimnik, einem russischen Geheimdienstoffizier, der als Bindeglied zwischen Donald Trumps Wahlkampfteam 2016 und dem Kreml fungierte. Die Autorin betont, dass Russlands Vorgehen als gezielte Kriegsführung zu verstehen sei: "Was man bei all dem nicht vergessen darf, ist, dass Russlands Informationskrieg gegen den Westen genau das ist: Er ist Kriegsführung." Sie verknüpft diese Enthüllungen mit ihrer persönlichen Geschichte als investigative Journalistin, die wegen ihrer Berichterstattung über diese Themen mit einer strategischen Klage (SLAPP) zum Schweigen gebracht werden sollte und dabei von ihrem früheren Arbeitgeber, dem Guardian, im Stich gelassen wurde. Diese Erfahrung motivierte sie zur Gründung von "The Nerve" als unabhängige, mutige journalistische Stimme. Der Newsletter ist somit sowohl eine Analyse der aktuellen politischen Lage als auch ein Aufruf zur Unterstützung ihres neuen Projekts und eines Crowdfundings für eine Klage, die eine offizielle Untersuchung der russischen Einmischung in Großbritannien erzwingen soll. ## Einordnung Die Autorin nutzt ein starkes persönliches Narrativ, um die Dringlichkeit und Brisanz des Themas zu unterstreichen. Sie rahmt ihre Arbeit als einen Kampf von David gegen Goliath – die mutige, unabhängige Journalistin gegen einen korrupten politischen Apparat, einen willfährigen Medien-Mainstream und ausländische Mächte. Diese Darstellung ist rhetorisch wirksam, um Leser:innen zu mobilisieren und Vertrauen aufzubauen. Die Argumentation stützt sich auf öffentlich zugängliche Informationen wie das Schuldeingeständnis Gills und Berichte von US-Behörden, die sie zu einem kohärenten, alarmierenden Gesamtbild verknüpft. Kritisch anzumerken ist, dass alternative Deutungen oder Gegenstimmen nicht zu Wort kommen; die Perspektive ist ausschließlich die der Autorin. Die implizite Annahme ist, dass etablierte Medien entweder zu feige oder zu kompromittiert sind, um diese Zusammenhänge aufzudecken, und nur leser:innenfinanzierter Journalismus wahre Unabhängigkeit garantieren kann. Damit wird klar die Agenda ihres eigenen Medien-Start-ups gefördert. Die Analyse ist ideologisch im liberal-demokratischen Spektrum verortet und warnt eindringlich vor autoritären und rechtspopulistischen Tendenzen, die durch ausländische Akteur:innen befeuert werden. Der Newsletter ist lesenswert für alle, die eine tiefgehende, wenn auch subjektiv gefärbte Analyse der Verflechtungen zwischen dem Brexit-Lager, der Trump-Bewegung und russischen Destabilisierungsversuchen suchen. Er bietet eine Perspektive, die in dieser Deutlichkeit in vielen etablierten Medien fehlt. Länge des Newsletters: 18247