This Is Palestine: Israel’s Genocide in Gaza: Two Years Through a Doctor’s Eyes
Palästinensisch-kanadischer Arzt berichtet von Hunger, Krankenhauszerstörung und systematischen Massakern bei Hilfslieferungen im Gazastreifen.
This Is Palestine
35 min read2515 min audioDr. Tarek Loubani, palästinensisch-kanadischer Notfallmediziner, berichtet im Gespräch mit Moderatorin Diana Buttu von seinen Erfahrungen im Gazastreifen nach zwei Jahren israelischer Militäroffensive. Er beschreibe, wie Israel durch gezielte Hungersblockaden und Angriffe auf das Gesundheitssystem eine humanitäre Katastrophe verursache. Loubani detailiert dramatische medizinische Folgen wie Skorbut und Rachitis, das System von Hilfslieferungen als "Todesfallen" und die vollständige Zerstörung der medizinischen Infrastruktur. Er schildert improvisierte medizinische Versorgung unter extremen Bedingungen und berichtet von systematischen Verhaftungen und Folter von medizinischem Personal.
### Todesfallen statt Hilfslieferungen
Loubani beschreibe die von Israel und den USA eingerichteten GHF-Hilfslieferpunkte als systematische Todesfallen. Menschen würden durch Trichter aus Stacheldraht gelenkt, während israelische Militärs von Panzern aus auf sie schießen. Die meisten Opfer würden beim Rückweg erschossen, da sie dann langsam und schwerer zu treffen seien. Selbst angeblich sichere Frauentage endeten mit Massakern – nur das Geschlecht der Opfer ändere sich.
### Hunger als Waffe der Kriegsführung
Der Arzt berichte von absichtlich herbeigeführter Hungersnot. Die tägliche Kalorienzufuhr liege bei 500-700 Kalorien für Ärzt:innen, also deutlich unter dem Bedarf von 5.000 Kalorien für postoperative Patient:innen. Folgen seien Wundheilungsstörungen, ein Anstieg der postoperativen Sterblichkeit von 30% auf über 70% und das Wiederauftreten ausgestorbener Krankheiten wie Skorbut und Rachitis. Fast alle Kinder seien durch Hunger wachstumsverzögert.
### Zerstörung des Gesundheitssystems
Loubani schildere die vollständige Zerstörung des Krankenhauswesens. Das einst führende Schifa-Krankenhaus existiere nur noch in einem kleinen Teilgebäude – der Rest sei komplett zerstört. Das Nasser-Krankenhaus musste aus Ruinen neu aufgebaut werden. Ärzt:innen operierten unter improvisierten Bedingungen mit Autositzbezügen als Matratzen und fehlender Ausrüstung.
### Folter medizinischen Personals
Mehr als 1.200 medizinische Helfer:innen seien getötet, über 350 inhaftiert und systematisch gefoltert worden. Loubani bestätige, dass alle entlassenen Kolleg:innen von Folter berichteten. Internationalen Schutzgarantien für medizinisches Personal traue man nicht mehr, nachdem Babys in Intensivstationen zurückgelassen worden seien.
### Internationale Komplizens
Loubani kritisiere das Scheitern der internationalen Gemeinschaft. Die USA und andere Länder würden Israel decken. Die Vereinten Nationen seien durch GHF-Systeme ausgebootet worden. Die Welt schaue tatenlos zu, während Kriegsverbrechen verübt würden.
## Einordnung
Die Episode überzeuge durch direkte Zeugenaussagen und medizinische Expertise. Loubani liefere detaillierte, glaubwürdige Berichte über Kriegsverbrechen mit konkreten Belegen wie dem Wiederauftreten historischer Krankheiten. Die journalistische Leistung liege in der konsequenten narrativen Einbettung persönlicher Erfahrungen in systemische Analyse. Die Moderation durch Diana Buttu wirke empathisch und kompetent, ohne die schrecklichen Details zu beschönigen.
Besonders bemerkenswert sei die dokumentarische Genauigkeit. Die Sprecher:innen liefern konkrete Zahlen, Namen und Orte. Die Argumentation folge einer stringenten Logik: von der Beschreibung individueller Schicksale zur Analyse struktureller Gewalt. Die Sprache bleibe sachlich, auch wenn die Inhalte emotional aufwühlen.
Kritisch anzumerken: Die Episode biete bewusst nur eine Perspektive. Israelische Sichtweisen fehlen komplett. Dies sei angesichts des Anspruchs, palästinensische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, legitim, schränke aber die Möglichkeit zur differenzierten Einordnung ein. Die Berichte über GHF-Massaker und systematische Folter sind unglaublich schwerwiegend und sollten unabhängig überprüft werden.
Die gesellschaftliche Relevanz liegt in der Dokumentation möglicher Völkerrechtsverbrechen. Die Episode trage dazu bei, das Ausmaß der humanitären Katastrophe in Gaza sichtbar zu machen. Die Aussagen haben juristische Relevanz für internationale Gerichtsverfahren.