Burkina Fasos neues Gesetz, das einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen mit zwei bis fünf Jahren Haft und hohen Geldstrafen ahndet, steht im Mittelpunkt der 15-minütigen DW-AfricaLink-Folge. Moderatorin Josephine Mahachi spricht mit Larissa Kojoue (Human Rights Watch) und Angel Maxine (LGBTQ+-Aktivistin aus Ghana) über die Hintergründe und Folgen. Kojoue betont, das Gesetz sei zwar vage formuliert („Aktivitäten, die Homosexualität fördern könnten“), biete aber Spielraum für Verhandlungen; sie verortet es im Machtkampf innerhalb der Militärjunta und als Ablenkung von wirtschaftlichen und Sicherheitsproblemen. Maxine schildert, wie Ghanas ähnliches Gesetz zu Angst, Jobverlust, Zersplitterung von Familien und eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung führte; sie sieht Burkina Fasos Vorgehen als offen homophob, während Ghana eher politisch motiviert agierte. Beide fordern internationale Solidarität, diplomatischen Druck und Community-Care-Strukturen, um Betroffene zu schützen. ### Die Junta nutze anti-LGBTQ+-Rhetorik, um populistisch Stimmen zu sammeln und von wirtschaftlichen Problemen abzulenken. ### Das Gesetz sei absichtlich vage formuliert, um Organisationen unter dem Vorwurf der „Förderung von Homosexualität“ zu schikanieren und deren Finanzmittel zu kontrollieren. ### In Ghana habe das entsprechende Gesetz sofortige Angst, Verlust von Arbeitsplätzen und Wohnungen sowie Zersplitterung von Familien verursacht; Gesundheitszugang sei durch homophobe Kräfte im System blockiert. ### Internationale Strategie müsse Betroffene in den Mittelpunkt stellen: Notfallfonds, sichere Routen, diplomatische Bündnisse, ohne neokoloniale Befehlston. ### Aktivist:innen sollen sich vorab vernetzen, Community-Care-Strukturen aufbauen und nicht erst reagieren, wenn Gesetze verabschiedet sind. ## Einordnung Die Sendung arbeitet professionell: klare Trennung von Fakten und Meinung, differenzierte Gästeauswahl, historische Einbettung. Besonders bemerkenswert ist, dass die Redaktion zwei afrikanische Stimmen den Vorrang vor europäischen Kommentaren gibt und internationale Verantwortung ohne paternalistischen Ton anspricht. Kritisch bleibt, dass wirtschaftliche Interessen (HIV-Gelder, Subventionsgeschacher) nur kurz gestreift und die Perspektive der Burkina-Bevölkerung, die die Junta unterstützt, fehlt; so bleibt die Frage offen, warum homophobe Positionen gesellschaftlich resonieren. Dennoch liefert der Podcast eine kompakte, empathische und analytische Auseinandersetzung mit einem Rechtsruck, der sonst oft nur oberflächlich als „kulturell“ abgetan wird. Hörempfehlung für alle, die verstehen wollen, wie LGBTQ+-Feindlichkeit in westafrikanischen Staaten politisch instrumentell genutzt wird und was Aktivist:innen dagegen setzen.