Der Tag: Gipfeltreffen in Alaska - Ist Donald Trump an Wladimir Putin gescheitert?

Deutschlandfunk-Analyse des Trump-Putin-Gipfels in Alaska mit Expert:innen aus Kiew, Moskau und Washington.

Der Tag
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Der Deutschlandfunk-Podcast "Der Tag" widmet sich in dieser Sonderfolge dem Gipfeltreffen von Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska. Die Korrespondent:innen Sabine Adler (Kiew), Stephanie Markert (Moskau) und Doris Simon (Washington) analysieren aus ihrer jeweiligen Perspektive, was hinter den choreografierten Bildern steckt. Die Episode trägt den Titel "Roter Teppich und herzlicher Empfang in Alaska: Putin ist zurück auf der Weltbühne". ### 1. Kein Waffenstillstand, aber symbolischer Sieg für Putin Putin habe in Alaska "erst einmal die Ultimaten, die ja in der Luft hingen von Trump ausgesessen, ohne zu liefern", resümiert Stephanie Markert. Trump habe kurz vor dem Gipfel noch gedroht, "sehr unglücklich" zu sein, falls kein Waffenstillstand zustande komme – doch genau das sei eingetreten. Stattdessen habe Putin ungestraft seine Narrative vom "brudervolk" Ukraine verbreiten können. ### 2. Ukraine fühlt sich gedemütigt und isoliert Sabine Adler berichtet aus Kiew von tiefer Verbitterung: "Sie haben also gesehen, wie ihr Präsident gedemütigt wurde und wie jetzt ausgerechnet der Mörder, der Kriegstreiber [...] mit einem solchen Pomp empfangen wird." Die Ukrainer:innen erwarteten längst keine Unterstützung mehr von den USA, sondern sähen sich gezwungen, "wie wir klar kommen". ### 3. Trump habe sich von Putin instrumentalisieren lassen Doris Simon analysiert, Trump sei "gegen die harte Wand gelaufen" – doch statt das einzugestehen, habe er sich in der Inszenierung verloren. Die Einladung Putins, das nächste Treffen in Moskau abzuhalten, habe Trump mit "Oh, that's an interesting one" kommentiert, ohne eine klare Absage. ### 4. Europäer versuchen verzweifelt, Einfluss zu wahren Nach dem Gipfel habe Trump die europäischen Staats- und Regierungschefs zu einer Videoschalte einberufen. Doch statt konkreter Zusagen gebe es nur die altbekannte Rhetorik von "verlässlichen Sicherheitsgarantien" – wobei unklar bleibe, ob die USA diese überhaupt liefern würden. ### 5. Gebietsabtretungen als Druckmittel Ein zentrales Thema sei die Forderung nach ukrainischem Rückzug aus Donezk und Luhansk. Sabine Adler präzisiert: "Die Vorstellung ist [...] dass die Ukraine sich aus den Oblasten Donezk und Luhansk zurückziehen soll [...] von Tausch kann man überhaupt nicht reden." Selenskyj stehe vor dem Dilemma, seine Verfassung nicht verletzen zu dürfen, während Trump Druck mache. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als klassisches Nachrichtenformat mit professionellem Anspruch, das durch Expert:innen-Kommentare Tiefe verleiht. Die Berichterstattung bleibt journalistisch sauber, indem sie Tatsachen von Einschätzungen trennt und verschiedene Perspektiven einbezieht. Auffällig ist jedoch die fast vollständige Ausblendung russischer Kritik an Putin – Moskau wird primär durch Markerts Analyse repräsentiert, nicht durch unabhängige russische Stimmen. Die Diskussion um mögliche Gebietsabtretungen wird zwar kontrovers geführt, bleibt aber im Rahmen etablierter außenpolitischer Debatten. Die größte Schwäche liegt in der unausgesprochenen Annahme, dass westliche Werte und Demokratieverständnis universell geteilt seien – eine Perspektive, die die komplexen Realitäten der Konfliktparteien vereinfacht. Hörempfehlung: Wer sich fundiert über das Trump-Putin-Treffen informieren will, erhält hier eine sorgfältig recherchierte Analyse – auch wenn die Perspektivenvielfalt ausbaufähig bleibt.