Impact-Newsletter: Globale Energiewende vs. Trump: 1:0
Eine kritische Analyse des "Impact-Newsletters", der mit positiven Nachrichten die Energiewende feiert, aber die kommerziellen Interessen des Herausgebers und kritische Perspektiven vernachlässigt.
Impact-Newsletter
19 min readDer Newsletter „Das Briefing gegen Doomscrolling“ der Berliner PR-Agentur fph präsentiert eine kuratierte Sammlung positiver Nachrichten, die dem vorherrschenden Krisennarrativ entgegenwirken sollen. Der Autor:innenfokus liegt auf Fortschritten in der Energiewende, Elektromobilität und technologischen Innovationen, vor allem in Europa und Deutschland. Einleitend wird am Beispiel Nepals, das 2024 einen E-Auto-Anteil von fast 90 Prozent bei Neuwagen erreicht haben soll, die These aufgestellt, dass die globale Elektrifizierung nicht von den USA abhängig ist und auch in ärmeren Ländern schnell voranschreiten kann. Es wird betont, dass China zwar der globale Sieger bei Zukunftstechnologien sei, Europa aber beim Ausbau erneuerbarer Energien am stärksten wachse.
Der Text listet eine Vielzahl von Erfolgsmeldungen auf: In Deutschland gebe es neue Rekorde beim Zubau von Windkraftanlagen und bei der Zulassung von E-Autos, wobei Volkswagen Tesla auf dem europäischen Markt überhole. Die deutsche Gründerszene zeige sich robust und europaorientierter, während die USA unter Trump für Tech-Talente an Attraktivität verlören. Weitere positive Beispiele umfassen die Stabilität des deutschen Stromnetzes, die Entwicklung neuer Speichertechnologien wie Natrium-Ionen-Batterien und medizinische Durchbrüche bei der Behandlung von Chorea Huntington und Krebs. Ein wiederkehrendes Motiv ist die wachsende technologische und strategische Souveränität Europas gegenüber den USA, was sich sowohl in der Rüstungsbeschaffung – „Europa soll unabhängig von Drittstaaten werden – technologisch, militärisch, strategisch“ – als auch bei der Entwicklung eigener Bezahldienste zeige. Die Quellen sind eine Mischung aus etablierten Medien, Fachmagazinen und Social-Media-Posts.
## Einordnung
Der Newsletter verfolgt das klare Framing des „konstruktiven Journalismus“, indem er bewusst positive Entwicklungen in den Vordergrund stellt. Diese Herangehensweise ist explizit als Gegenmittel zum „Doomscrolling“ konzipiert. Die Auswahl der Nachrichten ist jedoch stark von den Interessen des Herausgebers geprägt: fph ist eine PR-Agentur für „Impact-Unternehmen“. Dementsprechend werden primär die Perspektiven von Start-ups, Technologieunternehmen und Investor:innen widergespiegelt. Kritische Gegenstimmen oder die negativen externen Effekte der präsentierten Technologien, wie der Ressourcenverbrauch für Batterien oder die sozialen Folgen der Automatisierung, werden konsequent ausgeblendet. Die unausgesprochene Annahme ist, dass technologischer Fortschritt und marktwirtschaftliche Lösungen die zentralen Hebel für eine bessere Zukunft sind.
Die Agenda des Newsletters ist es, ein positives Geschäftsklima für die eigene Zielgruppe zu schaffen und die Attraktivität des Standorts Europa zu betonen. Argumentative Schwächen liegen in der einseitigen Kuration und dem Mangel an kritischer Einordnung. Die positive Darstellung einer zunehmenden europäischen Rüstungsautarkie wird beispielsweise ohne Diskussion über die Implikationen einer fortschreitenden Militarisierung präsentiert. Der Newsletter ist für Leser:innen empfehlenswert, die gezielt nach motivierenden Nachrichten und technologischen Lösungsansätzen suchen. Wer eine ausgewogene und kritische Analyse der komplexen globalen Herausforderungen erwartet, sollte sich der starken pro-innovativen und kommerziellen Schlagseite bewusst sein.
Länge des Newsletters: 18493