The ADHD Adults Podcast: Episode 196 ADHD and Histamine
Die ADHD-Adults-Folge 196 beleuchtet die vernachlässigte Rolle von Histamin bei ADHD und warum Dopamin nicht die ganze Geschichte ist.
The ADHD Adults Podcast
36 min read2134 min audioDer vierteilige Podcast "The ADHD Adults" behandelt in Folge 196 die Verbindung zwischen ADHD und dem Neurotransmitter Histamin. Die Moderatoren James Brown, Alex Conner und die abwesende Samantha Brown (Mrs ADHD) diskutieren mit humorvoller Atmosphäre, wie Histamin als Neurotransmitter Aufmerksamkeit, Schlafrhythmus und Entzündungsprozesse beeinflusst. Alex erklärt die vier Histamin-Rezeptoren (H1-H4) und deren Funktionen, wobei besonders der H3-Rezeptor bei ADHD im Fokus steht. Obwohl Tierversuche mit H3-Antagonisten vielversprechende Ergebnisse zeigten, führten frühe Humanstudien zu enttäuschenden Ergebnissen. Die Diskussion umfasst auch genetische Verbindungen zwischen ADHD und Enzymen, die Histamin abbauen, sowie mögliche Zusammenhänge mit Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS). Die persönlichen Reflexionen betonen, dass ADHD nicht nur ein Dopamin-Problem sei und forschen nach alternativen Behandlungsansätzen. Die Episode endet mit einem Spiel über James' 3D-Druck-Missgeschick für seine blinde Mutter.
### Histamin als verkanntes Schlüsselprotein bei ADHD
Alex erklärt, dass Histamin ein vielseitiges Molekül sei, das nicht nur Allergien auslöst, sondern auch als Neurotransmitter Aufmerksamkeit, Schlafrhythmus und Gedächtnis beeinflusst. Er betont: "Histamine in the brain regulates wakefulness, attention, learning, memory." Dabei stelle ein Ungleichgewicht des Schlafrhythmus ADHD-Symptome wie Reizbarkeit und Konzentrationsprobleme zusätzlich schwerwiegender dar.
### H3-Rezeptor: vielversprechende Zielstruktur mit enttäuschenden Studienergebnissen
Die Moderatoren diskutieren H3-Rezeptor-Antagonisten als potenzielle ADHD-Therapie. Alex berichtet, dass Tierversuche Aufmerksamkeitsverbesserungen zeigten, doch Humanstudien seien enttäuschend verlaufen: "Two major placebo controlled studies... no better than placebo after four weeks." Ein Molekül habe mehr Schlafstörungen verursacht, ein anderes nur "non-significant hint of improvement" - umgangssprachlich "fuck all".
### Genetische Verbindungen zwischen Histamin und ADHD
Es gebe Hinweise auf genetische Varianten, die sowohl Histamin-Stoffwechsel als auch ADHD beträfen. Alex erwähnt, dass 79% der untersuchten ADHD-Kinder Varianten im AOC1-Enzym-Gen aufwiesen, das Histamine abbaut. Weitere Gene wie HDC (Histamin-Produktion) und HNMT (Histamin-Abbau im Gehirn) seien mit Tic-Störungen und ADHD assoziiert, wobei Varianten die Enzymaktivität reduzieren könnten.
### MCAS und Histaminintoleranz als mögliche Mitverursacher
Die Moderatoren berichten von gehäuften Beobachtungen von Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) bei Menschen mit ADHD. James erwähnt: "I heard from four people with ADHD that had MCAS... it causes a lot of the symptoms of brain fog." Histaminintoleranz durch Enzymmangel könne Symptome wie Gehirnnebel, Unaufmerksamkeit und Schlafprobleme hervorrufen, die sich mit ADHD überschneiden würden.
### Forschungslücken durch Dopamin-Fokus
James kritisiert die übermäßige Fokussierung auf Dopamin in der ADHD-Forschung. Er argumentiert, dass die Konzentration auf ein Neurotransmitter andere potenzielle Behandlungswege blockiere: "The focus... has stopped us from exploring this properly as a scientific community." Alternative Ansätzen über andere Neurotransmitter wie Histamine oder inhibitorische Systeme wie GABA würden zu wenig gefördert.
## Einordnung
Der Podcast überzeugt durch seine Fähigkeit, komplexe neurobiologische Zusammenhänge unterhaltsam und zugänglich zu vermitteln. Die Moderatoren gelingen eine Balance zwischen wissenschaftlicher Präzision und humorvoller Auflockerung, ohne dabei oberflächlich zu werden. Besonders bemerkenswert ist ihre Selbstreflexion bezüglich der Grenzen aktueller Forschung und der Notwendigkeit, über Dopamin hinaus zu denken. Die ehrliche Auseinandersetzung mit enttäuschenden Studienergebnissen und die Betonung von "kritischem Denken" anstatt sich auf einzelne Theorien festzulegen, hebt diesen Podcast von anderen Formaten ab. Allerdings bleibt die Perspektive auf westliche Forschungsansätze dominant, und die Einbindung von Betroffenen mit MCAS beschränkt sich auf persönliche Anekdoten. Die wiederholten Scherze über Alex' Mutter und die gelegentlichen Flüche sind typisch für das unterhaltsame Format, könnten jedoch einige Hörer:innen abschrecken. Insgesamt bietet die Episode eine wertvolle Ergänzung zur ADHD-Diskussion mit Fokus auf wenig beachtete biochemische Mechanismen.