RONZHEIMER.: Stadtbild, AfD, Merz: Was regt die Grünen so auf? Mit Ricarda Lang
Grünen-Politikerin Ricarda Lang kritisiert im Podcast ‚RONZHEIMER.‘ scharf Merz’ ‚Stadtbild‘-These und mahnt Lösungen statt Polarisierung an.
RONZHEIMER.
55 min read2911 min audioPaul Ronzheimer spricht mit Ricarda Lang über Friedrich Merz’ Aussage zum „Stadtbild“ und die Debatte über Migration, Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Lang kritisiert Merz scharf: Er mache aus Verhalten ein Aussehensproblem, decke sich damit bei der AfD ein und biete keine Lösungen für tatsächliche Probleme wie Drogenkriminalität oder Kommunalfinanzen. Sie betont, dass Frauen sich überall – Stadt, Land – unsicher fühlen könnten, ohne dass das an bestimmten Gruppen liege, und warnt vor einer Politik, die Menschen mit Migrationshintergrund pauschal unter Verdacht stelle. Gleichzeitig fordert sie konkrete Maßnahmen: bessere Ausstattung der Kommunen, stärkere Präsenz von Sicherheitskräften, zweigleisige Drogen- und Integrationspolitik sowie mehr soziale Teilhabe. Lang sieht die Union ohne klar Strategie gegen die AfD, liefere ihr aber durch Rhetorik wie „Stadtbild“ Argumente. 2029 könne die AfD stärkste Kraft werden – eine reale Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat, wenn die Demokraten keine eigenen Themen setzten.
### Merz sage „Stadtbild“-Problem sei ein Aussehens- statt Verhaltenthema
Lang konstatiert, Merz mache aus einem Sicherheitsproblem ein „Aussehensproblem“: „Er macht das aber zu einem Thema, wo alle ein Problem sind, die nicht in dieses Stadtbild hineinpassen.“ Dabei seien nur etwa 40 000 Menschen unmittelbar ausreisepflichtig – zu wenig, um „das Stadtbild“ zu verändern.
### Gefahr: Begriff liefere AfD Munition und mache Menschen zu Verdächtigen
Lang warnt, der Begriff „Stadtbild“ sei ein „subjektiver Ansatz“, den die AfD künftig gegen Merz nutzen könne: „Dafür hat Friedrich Merz ihnen die Munition an die Hand gegeben.“ Viele Mütter und Töchter mit Migrationshintergrund fühlten sich „zu einem Problem“ erklärt.
### Persönliche Erfahrung: Unsicherheit betrifft überall Frauen – unabhängig vom Milieu
Lang berichtet von Anmachen auf dem Land nach Dorffesten und im Berliner Neukölln: „Ich kenne keine Frau, die nicht abends noch mal schnell eine SMS schreibt, wenn sie alleine auf dem Nachhauseweg ist.“ Das Problem sei nicht auf ein Milieu begrenzt.
### Konkrete Politik statt Geraune gefordert: Kommunen, Prävention, soziale Teilhabe
Lang nennt vier Handlungsfelder: bessere Finanzierung der Kommunen, spürbare Konsequenzen für Übergriffe, zweigleisige Drogenpolitik (Gegen-Gangs + Suchthilfe) sowie Bekämpfung von Armut und Perspektivlosigkeit. Merz bleibe bei „Geraune“ statt Lösungen vorzulegen.
## Einordnung
Der Podcast lebt von der Spannung zwischen persönlichem Erleben und politischer Analyse. Ronzheimer stellt zwar kritische Nachfragen, überlässt aber weite Teile der Deutungshoheit Lang; ihre Position wird kaum konfrontiert. Merz’ Aussage wird – stichhaltig – als „dog whistle“ entlarvt, doch bleibt der Fokus auf Migration; strukturelle Ursachen wie Sozialabbau oder Polizeireformen werden nur angerissen. Die Sendung demonstriert eindrucksvoll, wie schnell aus Alltagsängsten gesellschaftliches Großfeuer wird – bleibt aber eine Ein-Perspektive-Debatte. Hörer:innen bekommen zahlreiche Argumente gegen Merz’ Rhetorik, wenige gegen die Tücken kurzer Kausalketten und Populismus-Logik insgesamt.