O Assunto: Lula com Trump, e a construção de um acordo
Podcast-Analyse zur brasilianisch-amerikanischen Annäherung nach Monaten des Zoll-Streits: Experte Matias Spektor über interne Machtkämpfe in Washington, mögliche Deals und warum Brasilien Trump eine diplomatische Ausstiegshilfe bietet.
O Assunto
25 min read1649 min audioDer Podcast "O Assunto" mit Natuza Nery beleuchtet das erste Treffen von Brasiliens Präsident Lula mit US-Präsident Trump in Malaysia. Hauptgast ist Matias Spektor, Professor für Internationale Beziehungen an der Fundação Getúlio Vargas in São Paulo. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob es nach Monaten des Streits über US-Zölle von 50 % auf brasilianische Exporte eine diplomatische Annäherung geben könne. Spektor erklärt, warum Trump plötzlich Gespräche signalisiert, welche internen Machtkämpfe in Washington darüber toben und warum Brasilien dem US-Präsidenten eine „Leiter“ bietet, damit dieser „vom Dach heruntersteigen“ kann.
### Brasilien und USA wollen laut Spektor "verhandeln, nicht verlieren"
Lula habe Trump eine „Regel der Verhandlung“ vorgeschlagen, sagt Spektor: „Wenn es Schwierigkeiten gibt, werde ich persönlich mit ihm sprechen.“ Beide Seiten hätten Interesse an einem Deal, weil US-Unternehmen unter den Zöllen leiden und Trump kurz vor der chinesischen Exportrestriktion für kritische Mineralien ein südamerikanisches Bündnis brauche.
### Weißes Haus ist gespalten – "Anti-Lula-Fraktion" nicht endgültig geschlagen
In Washington ringen zwei Lager: eine „Anti-Lula-Fraktion", die auf Druck gegen den Supreme Court und Amnestie für Jair Bolsonaro setzte, und Pragmatiker, die eine Eskalation mit Brasilien für gefährlich halten. Spektor: „Diese Leute haben Trump überzeugt, dass Strafen gegen Gerichte keine Wirkung zeigten und Zölle die USA selbst treffen.“ Die interne Machtbalance bleibe aber offen.
### Brasilien bietet "Sieg-Themen" an – Ethanol, Tech-Steuern und seltene Erden
Brasiliens Strategie bestehe darin, Trump eine hausinterne „Win“ zu liefern, ohne eigene roten Linien zu überschreiten. Gesprächsangebote gelten für Regulierung von Big Tech, Besteuerung von Plattformen, Rohstoffpartnerschaften bei sogenannten seltenen Erden sowie protektionistische Sektoren wie Ethanol. Die Gefahr: Themen könnten innenpolitisch von Trumps Lager als Durchbruch verkauft werden.
### Venezuela-Konflikt: Brasilien will „Temperatur senken", aber Vermittlungschance minimal
Lula habe Trump angeboten, bei Venezuela zu vermitteln, um US-Militärschlag abzumildern. Spektor hält direkte Vermittlung für fast aussichtslos, da US-Innenpolitik und historische Erfahrungen diplomatische Kanäle blockieren. Die Botschaft sei vielmehr ein „Appell an Frieden“, sollte es zu Gewalt kommen.
### Magnitsky-Sanktionen gegen Minister Moraes bleiben wahrscheinlich
Die US-Regierung werde die Sanktionen gegen den brasilianischen Supreme-Court-Richter Alexandre de Moraes wohl nicht aufheben, prognostiziert Spektor. Die Maßnahme koste Washington politisch wenig, erfülle aber die Forderung der MAGA-Basis nach harter Haltung gegen Brasilien. Ein Ausweiten auf weitere Ministerien sei unwahrscheinlich, ein Rückzieher bei Zöllen aber möglich.
### Keine Wahl zwischen USA und China – Brasilien braucht beide Märkte
Marco Rubios Forderung, Brasilien solle sich gegenüber China zurückhalten und die USA bevorzugen, weist Spektor zurück. Brasilien sei auf beiden Hauptmärkte exportorientierter Wirtschaft angewiesen; eine Entscheidung für Washington würde Parlament, Industrie und Landwirtschaft blockieren. Historisch hätten schon konservative Regierungen versucht, sich von Peking zu lösen – und scheiterten an Interessenverbänden.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet professionell auf journalistischem Niveau: klare Trennung von Fakt und Einschätzung, direkte Zitate, einordnende Rückfragen und Expertise eines renommierten Akademikers. Spektor vermeidet Einseitigkeit, macht Unsicherheiten transparent und betont die innenpolitischen Zwänge beider Seiten. Kritisch bleibt, dass brasilianische Positionen – etwa zur angeblichen US-Handelsbilanz oder zur Nutzung der Magnitsky-Sanktion – überwiegend unkommentiert bleiben und keine chinesische oder venezolanische Stimme zu Wort kommt. Der Fokus liegt auf geopolitischer Großwetterlage, nicht auf möglichen Menschenrechtskosten oder Umweltfolgen des Rohstoff-Deals. Für Hörer:innen lohnt sich die Episode als kompakte, faktenreiche Analyse der brasilianisch-amerikanischen Annäherung – mit dem nötigen Respekt vor diplomatischem Poker statt überzogenem Siegespathos.