Der Historiker Volker Depkat erklärt im Gespräch mit Ileana Grabitz und Peter Dausend, warum er Donald Trump zwar als „autoritären Cäsar“, nicht aber als Faschisten bezeichnet. ### Cäsarismus statt Faschismus Depkat sieht Trump als klassischen Cäsaristen: von Massen getragen, von Eliten gehasst, nutze er bestehende Institutionen zur Machtsicherung, statt sie abzuschaffen. Die Gefahr liege in der „Aushöhlung“ der Verfassung, nicht in einer faschistischen Umsturzideologie. ### Project 2025 als Staatsumbau Der Think-Tank-Plan ziele darauf, den Beamt:innenapparat zu entpolitisieren und nur noch „Loyale“ in Schlüsselpositionen zu setzen. Damit werde der neutrale Staatsapparat in ein parteiisches Machtinstrument verwandelt – ein Vorgang ohne historisches Beispiel in den USA. ### Historische Kontinuität statt Bruch Die Polarisierung der US-Gesellschaft und das Misstrauen gegenüber „den Eliten“ seien keine Erfindung Trumps, sondern „radikal zugespitzte“ Muster, die seit Gründungstagen in der amerikanischen Kultur angelegt seien. ### Verfassung als Einfallstor Die US-Verfassung habe den Präsidenten ursprünglich absichtlich schwach gestaltet; ihre ausgeklügelten Checks & Balances würden nun genutzt, um durch formale Legalität autoritäre Praxis zu legitimieren. ## Einordnung Die Sendung zeigt sich von ihrer besten Seite: klare Fragen, präzise Gegenüberstellung historischer Begriffe und ein Interviewpartner, der seine These („autoritär, aber nicht faschistisch“) mit differenzierten Definitionen und Belegen unterfüttert. Grabitz und Dausend lassen Depkat ausreden, hakt aber genau dort nach, wo abstrakte Theorie auf aktuelle Politik trifft – etwa bei Project 2025 oder der Rolle des Supreme Court. Besonders gelungen: Die Historisierung des Trump-Phänomens als Fortschreibung tief verwurzelter US-Traditionen; so wird vermieden, die Gefahr zu bagatellisieren, ohne in Alarmismus zu verfallen. Kritisch bleibt, dass die Perspektive der von Trump angezogenen Wähler:innen kaum vorkommt; auch internationale Vergleiche (z. B. zu Orbán oder Erdogan) bleiben aus. Dennoch liefert der Podcast eine solide, faktenreiche Orientierungshilfe für alle, die verstehen wollen, warum die amerikanische Demokratie unter Trump nicht scheitert, aber schrumpfen kann.